Nachfolge im Handwerksbetrieb
HWK/Manfred Grünwald

So bereiten Sie die Übertragung des Betriebs erfolgreich vor. Betriebsübergabe - Generationswechsel regeln

Wenn man mitten in der Verantwortung für den eigenen Betrieb steht, ist es nicht leicht, an Rückzug zu denken. Trotzdem ist es wichtig, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wenn man sein Lebenswerk in neue Hände geben möchte. Einen Betrieb zu übergeben ist ein komplexer Vorgang und will gut vorbereitet sein.

Wir haben Ihnen die wesentlichen Infos für eine erfolgreiche Unternehmensübertragung zusammengestellt. Wenn es konkret wird, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Steuerberater bzw. Rechtsberater suchen wir die optimale Lösung für Ihren Betrieb.

Erfolgreiche Vorbereitung

Konflikte vermeiden

In Familienbetrieben können Konflikte vermieden werden, wenn Betriebsnachfolge und damit im Zusammenhang stehende Erbschaftsangelegenheiten frühzeitig besprochen werden.
 

Vorsorge treffen

Eine langfristige Nachfolgeplanung heißt auch Vorsorge treffen für den Fall eines unerwarteten Ausfalls des Unternehmers. Außerdem geht es um die Sicherung der Altersvorsorge und die Klärung der steuerlichen und rechtlichen Bedingungen.
Notfallhandbuch – Was tun, wenn der Chef oder die Chefin ausfällt?
 

Vertrauen schaffen

Mitarbeiter fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, dass für den Fortbestand des Unternehmens gesorgt ist. Auch bei den Banken spielt die Nachfolgeregelung eine wichtige Rolle bei der Kreditvergabe.
 

Neue Aufgaben entdecken

Es kostet Überwindung, sich von seinem Lebenswerk zu lösen, Abschied zu nehmen von vertrauten Tagesabläufen und Lebensgewohnheiten. Je früher sich ein Unternehmer mit der Nachfolge beschäftigt, desto leichter fällt ihm das Loslassen und desto eher beschäftigt er sich mit dem DANACH.

Erklärfilm

In unserem Video erklären wir Ihnen die wichtigsten Schritte zur Betriebsnachfolge.

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Wer passt zu mir und meinem Unternehmen?

Nachfolgerin oder Nachfolger finden

Es lohnt sich, in der Familie oder unter den Mitarbeitenden nach einem geeigneten und motivierten Nachfolger bzw. Nachfolgerin zu suchen. Falls sich die Wunschperson noch unsicher ist, ob die Übernahme des Betriebs das Richtige ist, empfiehlt sich eine Beratung durch die  Karrierescouts der Handwerkskammer Düsseldorf. Bei Bedarf entwickeln die Karrierescouts einen individuellen Qualifizierungsplan für Ihre Nachfolgerin bzw. Ihren Nachfolger zur Vorbereitung auf die Betriebsübernahme.

Haben Sie weder in der Familie noch im Betrieb eine geeignete Person, können Sie ein Inserat in der Betriebsbörse der HWK Düsseldorf schalten und nach einem externen Nachfolger bzw. Nachfolgerin  suchen. Machen Sie sich dabei Gedanken zum notwendigen Profil:

  • Welche fachliche Qualifikation, z. B. Meisterprüfung, muss die Nachfolgeperson mitbringen?
  • Sind besondere kaufmännische Kenntnisse und Führungserfahrungen wichtig?
  • Welche persönlichen Eigenschaften, wie Verhandlungsgeschick, Kontaktfähigkeit, Durchsetzungsvermögen oder  Einsatzwille sind nötig ?
  • Sollte die Nachfolgerin oder der Nachfolger Erfahrungen aus anderen Betrieben oder Wirtschaftsbereichen mitbringen?
 

Tipp

Versuchen Sie bei der Wahl so objektiv wie möglich zu sein. Erstellen Sie ein Anforderungsprofil mit den erforderlichen kaufmännischen, fachlichen und sozialen Kompetenzen Ihres Nachfolgers bzw. Ihrer Nachfolgerin.

Wir helfen Ihnen bei der Suche nach einem Nachfolger bzw. einer Nachfolgerin.

Betriebsbörse

Wir unterstützen Mitgliedsbetriebe bei der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin und helfen Existenzgründerinnen und -gründer bei der Suche nach einem Betrieb.

Der Service ist kostenfrei.

 

Gestaltung der Übergabe

Verkauf

  • gegen Einmalzahlung: Sie erhalten den Kaufpreis sofort in einem Betrag, sind unabhängig vom weiteren wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens
  • gegen Ratenzahlung: Sie geben dem Nachfolger die Möglichkeit, den Kaufpreis nach und nach zu bezahlen. Für den so gewährten Kredit können Sie darüber hinaus Zinsen verlangen, stehen aber im Risiko, ob der Käufer seinen Verpflichtungen nachkommen kann.
  • gegen Rentenzahlung: Sie erhalten eine Leib- oder Zeitrente in gleichen Abständen und gleicher Höhe. Auch hier stehen Sie im Risiko, ob der Käufer über die vereinbarte Dauer zur Leistung in der Lage ist.
  • gegen dauernde Last: Sie erhalten eine wiederkehrende Zahlung über einen Mindestzeitraum von 10 Jahren. Die Höhe orientiert sich in der Regel an der wirtschaftlichen Situation des Käufers. Es bleibt Ihr Risiko.

Bei den letzten drei Möglichkeiten ist zu klären, welche Sicherheiten der Käufer bieten kann und was bei Zahlungsverzug geschehen soll.

Verpachtung

Sie bleiben Eigentümer der Vermögenswerte und erhalten vom Pächter eine monatliche Zahlung für die Überlassung des Betriebes. Dies ist eine zeitlich befristete Lösung. Dabei ist zu entscheiden, ob Sie rechtlich die Betriebsaufgabe erklären oder den Betrieb nur ruhen lassen.

Schenkung

Sie übertragen Ihren Betrieb unentgeltlich an Ihren Nachfolger, eventuell gegen private Versorgungsleistungen auf Lebenszeit bei Betriebsübergang innerhalb der Familie.

Was ist das Unternehmen wert?

Für Ermittlung des Unternehmenswertes gibt es eine Reihe von Methoden, aber kein allgemeingültiges Verfahren, mit dem der "wahre" Unternehmenswert" festgestellt werden kann. Dennoch liefern Substanz- oder Ertragswert konkrete Anhaltspunkte für die Verhandlungen mit Ihrem Nachfolger, in denen der Kaufpreis festgelegt wird, sowie für die Berechnung von Pflichtteilsansprüchen bei Erbschaften.

Substanzwertverfahren

  • Der Substanzwert ist der Zeitwert der im Unternehmen vorhandenen Vermögensgegenstände. D. h. was kostet es, das Unternehmen mit seinen Vermögensgegenständen in seinem jetzigen Zustand neu zu errichten?
  • Der Substanzwert wird in der Regel zur Ermittlung der Wertuntergrenze eines Betriebes herangezogen. Zukünftige Erträge werden nicht bewertet. Deshalb wird diese Methode häufig bei kleineren ertragsschwachen Unternehmen angewendet.

Ertragswertverfahren

  • Der Ertragswert ist der Barwert der künftigen Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben. D. h. was ist die Basis für den in der Zukunft erzielbaren Gewinn wert?
  • Für die Ermittlung des Ertragswertes werden die Betriebsergebnisse der letzten drei bis fünf Jahre analysiert und um kalkulatorische und außerordentliche Werte bereinigt. Auf dieser Grundlage werden die zukünftigen Erträge geschätzt und mit einem Kapitalisierungszinsfuß abgezinst. Dieser Kapitalisierungszinsfuß orientiert sich an Zinssätzen für risikolose Kapitalanlagen wie z.B. deutsche Bundesanleihen und erhöht sich um Risikoaufschläge, die neben dem allgemeinen Unternehmerrisiko die aktuellen Branchen- und Marktrisiken wie auch individuelle Unternehmensrisiken wie Personengebundenheit, Kundenabhängigkeit und Standortentwicklung berücksichtigen.
  • Das Ertragswertverfahren ist theoretisch die richtige Methode und deutscher Standard. In der Praxis werden Ertragswert- und Substanzwertverfahren meist kombiniert, wobei der Ertragswert in der Regel zu 90 Prozent, den Kaufpreis bestimmt.

Multiplikatorverfahren

Bei diesem Verfahren handelt es sich nicht um eine gesonderte Bewertungsmethode, sondern um eine Darstellungsform der Ertragswertmethode, die in der Praxis häufig zu sehr vereinfacht wird und dann meist zu unrichtigen Ergebnissen führt. Der Kaufpreis wird hier ermittelt, indem der Umsatz mit einem branchenüblichen Faktor multipliziert wird.

Liquidationswert

Betriebe, die keine Zukunftserträge erwarten lassen, sollten aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden. In diesem Fall ist der Substanzwert zu mindern um Kosten, die durch eine Auflösung des Unternehmens entstehen.

Interessen der Nachfolgerin bzw. des Nachfolgers

Bei den Verkaufsverhandlungen spielen für den Nachfolger bzw. die Nachfolgerin nicht nur die objektiven Kriterien eine Rolle, sondern auch:

  • Ist das Vorhaben für mich finanzierbar? Kann ich eine Bank überzeugen mich mit entsprechendem Fremdkapital zu unterstützen? Wie stark ist die Prägung des Betriebes durch meinen Vorgänger?
  • Wie zeitgemäß ist das Unternehmenskonzept?
  • Wie ist die technische Ausstattung des Betriebes? Gibt es zusätzlich zum Kaufpreis in naher Zukunft Investitionsbedarf?
  • Wie ist die Mitarbeiterstruktur? Bestehen Überkapazitäten?
  • Wie werthaltig sind für mich die bestehenden Kunden- und Lieferantenbeziehungen?
  • Welche langfristigen Verträge sind zu übernehmen?
  • Welche Haftungsrisiken für betriebliche Verbindlichkeiten meines Vorgängers kann ich ausschließen?
  • Welche Erträge kann ich erzielen und reichen diese aus, um das notwendige Einkommen zu sichern, die Darlehen zu tilgen und erforderliche Investitionen zu schultern?