Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann, Präses Manfred Rekowski, Dr. Carsten Linnemann MdB, Moderatorin Beate Kowollik und Kammerpräsident Andreas Ehlert
Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann, Präses Manfred Rekowski, Dr. Carsten Linnemann MdB, Moderatorin Beate Kowollik und Kammerpräsident Andreas Ehlert

Pressemitteilung Nr. 11 vom 10. März 2015Gutmensch und Kapitalist - Wie sozial kann ein Unternehmer heute sein?

Manfred Rekowski und Carsten Linnemann diskutierten Grundsätze unternehmerischen Handelns vor 250 geladenen Gästen in der Handwerkskammer

Exzessive Renditeerwartungen und eine immer produktionsfernere Ökonomie haben die weltweite Banken-, Währungs- und Wirtschaftskrise der zurückliegenden Jahre ausgelöst. Der an den Verwertungsprozessen beteiligte Mensch scheint immer weniger zu zählen. Gleichzeitig wird ihm eine immer höhere Flexibilität und Verfügbarkeit abverlangt. Öffentlich stark unter Legitimierungsdruck geraten sind jedoch vor allem auch die Verantwortungsträger in den Firmen selbst.

Was bedeutet "Gute Unternehmensführung" eigentlich heute? Unter der Überschrift "Gutmensch und Kapitalist - Wie sozial kann ein Unternehmer heute sein?" disputierten am Montagabend in der Handwerkskammer Düsseldorf unter umsichtiger Moderation von Beate Kowollik (WDR) der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski und der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, Dr. Carsten Linnemann MdB.

Ziemlich genau vor 110 Jahren untersuchte der Soziologe Max Weber den Zusammenhang zwischen einer spezifischen "protestantischen Ethik" und dem "Geist des Kapitalismus". Wie Kammerpräsident Andreas Ehlert in seinem Eingangsimpuls scherzhaft bemerkte, haben sich "also auch schon andere über die ethische Verankerung unternehmerischen Handelns Gedanken gemacht".

Wo das Handwerk seine Verantwortung und Positionierung sieht, ist indes klar: Wie sein Vorgänger Wolfgang Schulhoff verwies Ehlert hier auf die Soziale Marktwirtschaft, deren Grundsätze das Handwerk wie kein anderer Wirtschaftszweig verkörpere. In den hier vorherrschenden Betriebsstrukturen gebe es "Gewinnstreben, aber eben nicht um jeden Preis", eine besondere Beziehung zu den Mitarbeitern verhindere eine "hire- and fire-Mentalität". Per se sei das Handwerk auf Nachhaltigkeit angelegt - hinsichtlich der "Dauerhaftigkeit unserer Produkte wie unserer Kundenbeziehungen" und lokal verankert. Dies zeige sich nicht zuletzt in vielfältigen ehrenamtlichen Engagements.

Auch Carsten Linnemann beschwor in seinem Statement das Gleichgewicht von Freiheit und Verantwortung, wie es Familienunternehmen in idealtypischer Weise leben und lag damit nicht so weit entfernt von Manfred Rekowski, der den Handlungsauftrag nachhaltiger Unternehmensführung so beschrieb: "Werte identifizieren, Leitbilder entwickeln, Geld verdienen." Gerade in Deutschland unstrittig ein Garant für den Erfolg der mittelständisch geprägten Wirtschaft.

Wie erwartet sprach sich der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung klar gegen Überreglementierung aus: "Der Staat muss den Rahmen setzen - er kann nicht für alle Probleme zuständig sein", so Linnemann. Statt Wohltaten zu verteilen an solche, die es eigentlich nicht nötig haben (Stichwort "Rente mit 63"), solle man lieber denen helfen, die beispielsweise tatsächlich nicht mehr erwerbsfähig seien. Rekowski hingegen warnte davor "Fehlentwicklungen nur zu beobachten".

Im Verlauf des Gesprächs musste sich allerdings auch der Präses fragen lassen, wie die Kirche als Arbeitgeber zur Einhaltung sozialer Standards stehe – und gab zu, dass die wirtschaftlichen Zwänge diese vor große Herausforderungen stellten. Eine "Distanz" zwischen Kirche und Unternehmen, wie sie in einigen Anmerkungen aus dem Publikum beklagt wurde, wollte er hingegen nicht grundsätzlich sehen, sondern bekannte sich ausdrücklich zum "Lernen durch Begegnung". Das hieße für ihn auch ganz konkret, Unternehmen zu besuchen, so Rekowski.

Auf die Soziale Marktwirtschaft als zentrale Errungenschaft und taugliches Modell konnten sich die Gesprächsteilnehmer und wohl auch der größte Teil der Zuhörerschaft einigen. Die Gefahr, dass aufgrund einiger Negativbeispiele ungezügelten Gewinnstrebens die Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft sinkt, mit der Folge, dass "der Unternehmer" am Ende unter "Generalverdacht" gestellt werde, war ebenfalls ein Aspekt der im lebhaften Aussprache-Teil der Veranstaltung anklang.

Unter den Gästen: Sylvia Pantel MdB, André Brümmer (Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD), die Präsidentin der IHK Essen, Jutta Kruft-Lohrengel sowie der Ehrenpräsident der Kammer und des NWHT, Hansheinz Hauser.

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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