Pressekonferenz Elektro Venn 19.10.2015

Pressemitteilung Nr. 54 vom 19.10.2015Kammer erweitert Ausbildungsförderung

Mehr Präsenz an weiterführenden Schulen, gezieltes "Matching" und Angebote für Studienaussteiger und Unternehmen, die Flüchtlinge qualifizieren wollen
Pressekonferenz in Duisburger Ausbildungsunternehmen Elektro Venn GmbH, das zusätzlich ausbildet

Eine frühere und intensivere Ansprache von Schülern auch weiterführender Schulen, ein aktives "Matching" von Lehrstellenbewerbern in "passende" Ausbildungsberufe und -unternehmen, sowie schnellere Wege von Studienaussteigern und Flüchtlingen aus den Bürgerkriegsgebieten ins Handwerk: Mithilfe eines ganzen Maßnahmenbündels will die Handwerkskammer Düsseldorf gezielt dem auch in der Region Rhein / Ruhr/ Wupper sich verschärfenden Nachwuchsmangel im Wirtschaftsbereich entgegenwirken.

"Nach vier Jahren mit rückläufigen Ausbildungszahlen sind wir gehalten, alle Reserven bei angestammten und die Potenziale bei neuen Zielgruppen auszuschöpfen", informierte der Präsident der Handwerkskammer, Andreas Ehlert, im Rahmen einer Pressekonferenz im Mitgliedsunternehmen Elektro Venn in Duisburg, über eine aktuelle Ausweitung der Ausbildungsförderung durch die HWK.

Das von Thomas Hellmann und seinem Vater, Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann (zugleich Vorsitzender des Zentralverbandes der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH)), gemeinsam geführte ausbildende Unternehmen hatte auf einen Lehrstellenaufruf der Kammer Ende Juni besonders engagiert reagiert und drei zusätzliche Ausbildungsplätze eingerichtet - und im Ergebnis mit zwei Migranten aus Krisenländern sowie einem Studienabbrecher auch tatsächlich besetzen können. Ehlert dankte den Geschäftsführern des Familienunternehmens für den markantesten Beitrag eines Handwerksunternehmens im Rahmen der Mobilisierungsoffensive der HWK zugunsten unversorgter Bewerber, die die Wirtschaft im Rahmen des "Ausbildungskonsens NRW" im Mai zugesagt hatte.

Die ergänzenden ausbildungsbezogenen Aktivitäten der Kammer betreffen im Einzelnen:

  • Die Neueinstellung einer sogenannten Ausbildungs-Matcherin. Sie begleitet seit zwei Monaten anfragende Unternehmen über das gesamte Stellenbesetzungsverfahren hinweg, um die Ausbildungsplätze passgenau zu besetzen. Sie entwickelt Bewerber-Profile, führt Einstellungstests durch und begleitet die Auswahlgespräche mit der Firma. Auch unterstützt sie bei der Integration von ausländischen Auszubildenden und Fachkräften und berät hinsichtlich der Schaffung einer betrieblichen Willkommenskultur.
  • Bereits im zweiten Jahr berät ein speziell qualifizierter Ausbildungsberater schwerpunktmäßig an Gymnasien und Gesamtschulen und verdeutlicht erfolgreich die Kernbotschaften: Handwerk ist keine Sackgasse und Praktika sind der Königsweg in dein Ausbildung.
  • Und noch ein weiterer Ausbildungsberater steht gezielt für Anfragen von Abgängern mit Abi oder FH-Reife parat; er widmet sich darüber hinaus der wachsenden Gruppe der Studien-Aussteiger, die ihre berufliche Zukunft im Handwerk suchen.
  • Die gleiche Klientel spricht im Übrigen eine gelernte Personalentwicklerin an: Sie bewirbt das soeben neu gestartete Triale Studium an der Hochschule Niederrhein (in Kooperation mit der HWK) zum Bachelor in "Handwerksmanagement" nebst Gesellen- und Meisterprüfung.
  • Des Weiteren betreut bereits seit einiger Zeit eine eigene Anlaufstelle in der Kammer Interessenten an einem Lehrlings- und Gesellenaustausch mit anderen EU-Staaten (vorwiegend mit Frankreich), verantwortet die organisatorische Abwicklung und die Förderung.
  • Schließlich hat die Kammer vor kurzem ihre Erreichbarkeit und Handlungsfähigkeit für ausbildende Unternehmen, die sich um die Aufnahme eines Flüchtlings aus den Bürgerkriegsgebieten bemühen, verbessert. Ein sachkundiger Ansprechpartner in leitender Funktion kümmert sich seit wenigen Wochen um entsprechende Anfragen aus dem Bereich der Mitgliedsunternehmen. Insbesondere soll er das Zustandekommen von Hospitanzen, Ausbildungsverhältnissen oder die Arbeitsaufnahme erleichtern. Eine weitere Spezialistin für Qualifizierungsrecht steht darüber hinaus grundsätzlich für Fragen der Anerkennung von Prüfungsabschlüssen und formalen Kompetenzen von Migranten zur Verfügung.

Die zum Teil schon längere Zeit erprobten ergänzenden Maßnahmen der Ausbildungsbetreuung zeitigen auch schon erste Erfolge:

  • Am 31.12.2014 befanden sich unter den 7.500 Azubis im 1. Lehrjahr bereits 17,4% Lehrlinge mit Hochschulreife. Das sind doppelt so viele wie vor sieben Jahren.
  • Auch das "Matching" verbessert sich bereits; ablesbar an den vorzeitigen Lösungen von Ausbildungsverhältnissen. Diese entwickeln sich rückläufig; 13,9 % der Ausbildungsverhältnisse wurden letztes Jahr gelöst, 3,1 % weniger als ein Jahr zuvor.
  • Der Berufsorientierungsexperte für die Schulen im Kammerbezirk hat im vergangenen Jahr bereits einhundert Schulsprechstunden absolviert; 127 Vertragsabschlüsse sind auf seine aufschließende Beratung zurückzuführen, dazu 400 Anbahnungen von Praktika.
  • Auch Studienaussteiger finden bereits in wachsendem Umfang ins Handwerk. 140 von 6.500 bis dato fürs Ausbildungsjahr 2015/16 in die Lehrlingsrolle der HWK eingetragenen Neu-Auszubildenden sind über 22 Jahre alt sind und haben eine auf 2 Jahre verkürzte Lehrzeit genehmigt erhalten haben. Beide Merkmale zusammengenommen lassen in vielen Fällen auf einen Studienabbrecher schließen. Das heißt, dass bereits jetzt bis zu 2 Prozent der neuen Lehrlingsgeneration von der Hochschule kommen.
  • Und auch Migranten aus Krisenregionen finden sich bereits in nennenswertem Umfang in engagierten Ausbildungsbetrieben, die auch der Aufenthaltsprüfung durch die misstrauischste Ausländerbehörde trotzen. 19 junge Menschen aus Afghanistan lernen an Rhein und Ruhr zur Zeit einen Handwerksberuf, 16 aus dem Iran, 26 Azubis stammen aus dem Irak, 21 aus Syrien und 15 aus dem Libanon. 57 Lehrlinge sind aus dem Kosovo, 41 aus Serbien und Montenegro, 12 aus Albanien und 34 aus Mazedonien - es sind zusammengenommen bereits 1,5 % aller Lehrlinge im Kammerbezirk.

"Wir sind optimistisch, die teilweise bereits eingeleitete Stärkung der Aufmerksamkeit von jungen Menschen in bislang unterrepräsentierten Zielgruppen weiter ausbauen und eine Trendwende in der Berufswahl zugunsten der dualen Ausbildung erreichen zu können", zog Kammerpräsident Andreas Ehlert ein optimistisches Fazit zum Maßnahmenpaket der Kammer.

Unser honorarfreies Pressefoto (Wilfried Meyer) zeigt (v. l.): Joel Kabangu, Hans Peter Wollseifer (ZDH-Präsident), Martin Kost, Andreas Ehlert (Handwerkskammer-Präsident), Mona Lisa Ngingi, Dipl.-Ing. Lothar Hellmann, Domenik Ferreira und Marko Askovski.

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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