Immer dabei: Prominente PolitikerRückblick auf über 60 Jahre Meisterfeier

5. Meisterfeier am 25. Juni 1954

Der prominenteste Politiker der deutschen Nachkriegszeit, Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer, lockte 5.000 Gäste in die Düsseldorfer Europa-Halle. "Der Handwerker ist immer eine Individualität; durch die Ausbildung der Handwerker treten wir einer großen Gefahr der kommenden Jahrzehnte, der Vermassung der Menschen, entgegen." So charakterisierte Adenauer den handwerklichen Mittelstand und damit auch die 2.300 Jungmeister des Jahrgangs 1953.

Präsident Schulhoff prangerte die "Steuerschraube" an: "Unsinnige Steuerforderungen bringen den Einzelnen um die Früchte seiner Arbeit". Er forderte "eine Entrümpelung der undurchsichtigen Steuergesetzgebung." Im Vorjahr war das "Gesetz zur Ordnung des Handwerks" - die Handwerksordnung in Kraft getreten, die unter Einfluss von Kammerpräsident Georg Schulhoff entstanden war.

Meisterfeier_Adenauer





14. Meisterfeier am 9. Juni 1963

Neben Traditionellem stand der Fortschritt im Mittelpunkt dieser Meisterfeier: Eine frischgebackene Meisterin des Gas- und Wasserinstallateurhandwerks überreichte einen Blumenstrauß an einen (fast) frischgebackenen Bundeskanzler, an Noch-Vizekanzler Prof. Ludwig Erhard. Die junge Generation rückte nach: Das Durchschnittsalter der 2710 Jungmeisterinnen und Jungmeister war von über 33 Jahren (1951) auf 28 Jahre gesunken.

Die politischen Themen der Veranstaltung waren erstaunlich aktuell: Schon 1963 warnte Erhard vor einer Überfrachtung des Sozialstaats: "Wir brauchen Menschen, die sich zuerst immer auf ihre eigene Kraft verlassen. Der einzelne soll nicht im Kollektiv untergehen!" Kammerpräsident Schulhoff forderte vom zukünftigen Bundeskanzler eine Besserung der gesamtwirtschaftlichen Lebensbedingungen für das Junghandwerk und versprach ihm dafür "echte Anhänger, die Sie verehren und Ihnen mit Freude folgen werden".

Meisterfeier_Erhard



31. Meisterfeier am 20. April 1980

Ministerpräsident Franz-Josef Strauß zollte den 1.686 Jungmeisterinnen und Jungmeistern des Jahrgangs 1979 besonderes Lob: Für ihn sei der Meisterbrief dem Doktor- Diplom "so gut wie gleichgestellt". Das Thema Ausbildungsplatzabgabe bezeichnete der Kanzlerkandidat der Union als "blanken Unfug", angesichts 235.000 neuer Lehrverträge in Deutschland allein in 1979 eine naheliegendes Urteil. Die allererste Garnitur der deutschen Politik nutzte die Gelegenheit, vor 5.000 Gästen zu aktuellen politischen Themen Stellung zu nehmen: Neben Strauß die beiden nordrhein-westfälischen Minister Dr. Dieter Posser (SPD) und Lieselotte Funke (FDP) sowie Kurt Biedenkopf als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU.

Das deutsche Handwerk sieht an der Wende der 80er Jahre optimistisch in die Zukunft: Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt sich in steigenden Beschäftigtenzahlen (+ 1,5 %) und einem Umsatzanstieg um real 5 %.

Meisterfeier_Strauss





36. Meisterfeier am 17. März 1985

Der "Kanzler der Wende" war zu Gast beim Handwerk: 6.000 Zuhörer lauschten in der Düsseldorfer Stadthalle Helmut Kohl, der einen Wechsel vom "Nachdenken über die Freizeit" zum "Nachdenken über die Zukunft" beschwor. Ein "Prinz" besonderer Art, der Jahresbestmeister des Friseur-Handwerks Michael Prinz aus Duisburg, unterstrich in seiner Rede den Stolz der Jungmeister-Generation auf die eigene Leistung. Diese sei keine "Solonummern, sondern orientiere sich am Vorbild der handwerklichen Ausbilder, an einer lebendigen Tradition des Gebens und Nehmens".

Besonders breit war in diesem Jahr das Altersspektrum der besten unter den 1.864 Jungmeisterinnen und Jungmeistern: Estrichlegermeister Heinrich Körfgen aus Köln war 52 Jahre, Norbert Groß-Onnebrink aus Raesfeld gerade erst 23 Jahre alt.

Meisterfeier1985_Kohl





47. Meisterfeier am 21. April 1996

Damals galt er noch als "Modernisierer" sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik: der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder legte als Festredner der 47. Meisterfeier vor 1.863 Jungmeisterinnen und -meistern sowie zahlreichen Gästen ein Bekenntnis für die kleinen und mittleren Betriebe als Motor der Wirtschaft ab.

Um Karin Niesik, Jahresbestmeisterin im Friseur-Handwerk, persönlich gratulieren zu können, wurde für Kammerpräsident Hauser eigens eine Telefonleitung zum Kreuzfahrtschiff "MS Hanseatic" vor Bali geschaltet. Dort brachte die junge Handwerksmeisterin die windzerzausten Köpfe der Gäste in Form.

Nicht nur mancher deutsche Handwerksmeister arbeitet im Ausland - oder auf den Weltmeeren - sondern auch für viele ausländische Mitbürger hat sich die handwerkliche Ausbildung als sichere Existenzgrundlage erwiesen: 14,3 Prozent der 1996 im Handwerk Beschäftigten hatten einen ausländischen Pass (Anteil in der Gesamtwirtschaft: 10,5 Prozent). Besonders ausgeprägt war der Wille zur Selbstständigkeit bei den ausländischen Jungmeistern des Jahrgangs 1995: 87,5 Prozent der Meisterprüflinge ohne deutschen Pass bekundeten in einer Umfrage ihre Bereitschaft zur Existenzgründung.

Meisterfeier1996_Schroeder



56. Meisterfeier am 10. April 2005

1.201 Absolventen und Absolventinnen des Meisterprüfungsjahrgangs 2004 erhielten ihre Urkunden. Festredner war der CDU-Vorsitzende des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers MdL. Dieser plädierte für mehr statt weniger Qualifikation und begeisterte das Publikum mit der Aussage: "Es war ein Grundfehler, den Meisterbrief abzuschaffen!"

Kammerpräsident Professor Wolfgang Schulhoff, der viele ernste Themen ansprach, freute sich über die neuen Jungmeister, von denen laut einer Umfrage fast zwei Drittel zur Unternehmensgründung bereit sind.

Meister werden lohnt sich - und zwar in jedem Alter: Christina Eisermann aus Remscheid war mit 20 Jahren die jüngste Meisterin des Jahrgangs 2004. Sie legte ihre Meisterprüfung im Friseurhandwerk ab. Axel Schmidt entschloss sich erst spät zur Meisterschaft - mit 55 Jahren absolvierte er die Meisterprüfung im Metallbauerhandwerk.

Meisterfeier2005_Ruettgers



Klaus van Wesel

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