Der damalige Präsidenten Hauser (li.) und der damalige HGF Wieneke (re.) in den 90er Jahren vor der HWK Düsseldorf
Manfred Grünwald
Der damalige Präsidenten Hansheinz Hauser (li.) und der damalige Hauptgeschäftsführer Gerd Wieneke (re.) in den 90er Jahren vor der Hauptverwaltung der HWK Düsseldorf

Pressemitteilung Nr. 24 vom 12.5.2020Das Gesicht des rheinischen Handwerks ist tot

Hansheinz Hauser starb im Alter von 97 Jahren in Krefeld.

Das rheinische Handwerk trauert um Hansheinz Hauser. Der Bäckermeister und Handwerksunternehmer; Ehrenpräsident der Handwerkskammer Düsseldorf und des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages (heute Handwerk.NRW) verstarb am 11. Mai 2020 in seiner Heimatstadt Krefeld, deren Ehrenbürger er war. Hansheinz Hauser wurde 97 Jahre alt. Der Mittelstandspolitiker und Finanzexperte gehörte dem Nordrhein-Westfälischen Landtag (1958 bis 1972) und dem Bundestag (1972 bis 1990) an und war Stellvertretender Fraktionsvorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion (1982 bis 90). Der frühere Oberbürgermeister von Krefeld (1968 bis 1982), hinterlässt Ehefrau und vier Kinder.

„Hansheinz Hauser war weit über die Grenzen des Rheinlands und des Handwerks hinaus hoch geachtet. Seine Autorität entsprang einem Leben in Verantwortungsfreude für das Gemeinwesen und für seinen Berufstand. Wie viele andere, die heute das Handwerk repräsentieren, hat uns und mich auch ganz persönlich Hansheinz Hausers Geradlinigkeit, Neugier am Menschen und Gabe der Vermittlung über Partei- und Institutionengrenzen hinweg geprägt und angeleitet. Hansheinz Hauser war Jahrzehnte lang das Gesicht und die Stimme des rheinischen Handwerks - eine Instanz. Er hat unserem Wirtschaftsbereich Gewicht und Reputation gegeben. Sein Ziel war immer ein starkes, leistungsfähiges, kreatives und unabhängiges Handwerk. Hierfür und für eine mittelstandsgerechte Politik hat sich Hansheinz Hauser mit ganzer Kraft und mit nachhaltigem Erfolg eingesetzt. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt zum Jahreswechsel 2002/2003 war Hansheinz Hauser uns allen im Handwerk ein politischer Ratgeber bis zuletzt“, würdigte Kammerpräsident Andreas Ehlert Persönlichkeit und Wirken des Verstorbenen.

Die Ära Hansheinz Hauser in der Handwerkskammer Düsseldorf

Hansheinz Hauser wurde am 11. Dezember 1985 von der Vollversammlung erstmals zum Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf gewählt. Zu den herausragenden Errungenschaften unter Hausers Ägide ist der Neu- und Ausbau der Kammerverwaltung zum führenden Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für Handwerk und Mittelstand in der Rhein-Ruhr-Region zu rechnen. Vorreiter war die Kammer durch Gründung eines eigenen Beratungs-, Qualifizierungs- und Forschungs-"Zentrums für Umwelt und Energie" am – ebenfalls neu errichteten - Standort Oberhausen ("Handwerkszentrum Ruhr", 1990) sowie durch den Bau eines eigenen Komplexes für die Fort- und Weiterbildung von Handwerkern in Informationstechnologien und Neuen Medien ("Technologie- und Dienstleistungszentrum" TDZ, 1999). Der profilierte Handwerkspolitiker Hauser war gesuchter Ratgeber mehrerer Landesregierungen und machte seinen Einfluss unter anderem als Initiator der Landesinitiative "Handwerk und Mittelstand" (ab 1989), der "Gründungsoffensive" mit dem Herzstück des Förderprogramms "Meistergründungsprämie" (1995) sowie als Fürsprecher und aktiver Partner des "Ausbildungskonsenses NRW" (ab 1998) geltend.

Im Fünfjahresturnus war Hansheinz Hauser dreimal im Amt des Kammerpräsidenten bestätigt worden, zuletzt am 6. März 2001. In Hansheinz Hausers Amtszeit wuchs der handwerkliche Firmenbestand im Kammerbezirk auf über 47.000; die Beschäftigtenzahl von zeitweise über 400.000 überrundete jene der Industrie.

Zur Person:

Hansheinz Hauser wurde am 23. Juni 1922 in Krefeld als Sohn des selbstständigen Bäckermeisters Johannes Hauser und dessen Gattin Paula geboren. Die Stationen seiner Schulzeit lauten: Grundschule in Krefeld (Geldernsche Straße), anschließend Wechsel ins Erzbischöfliche Konvikt Neuss; danach Internat in Linnich.

Der Familientradition folgend, absolvierte Hauser anschließend seine Gesellenzeit im Bäcker-Handwerk, wo er 1939 als Bäckergeselle und 1941 als Konditorgeselle seine Prüfungen bestand. Nach Kriegsdienst (1942 - 1945) und anschließendem Wiederaufbau des elterlichen Betriebes in Krefeld konnte Hansheinz Hauser im Jahr 1947 seine Meisterprüfung als Bäckermeister ablegen. Mit Jahresbeginn 1956 übernahm Hansheinz Hauser von seinem Vater die unternehmerische Verantwortung; im selben Jahr heirateten Hansheinz Hauser und Annemarie Hülbusch. Ihre vier Kinder, Maria-Therese, Barbara, Johannes und Ursula wurden in den Jahren 1957, 1960, 1962 und 1964 geboren.

Die politische Karriere von Hansheinz Hauser weist als erste markante Station das Jahr 1958 mit dem erstmaligen Einzug des 37jährigen als Abgeordneter in den nordrhein-westfälischen Landtag auf, dem er bis 1972 angehörte. Im Jahr 1968 konnte Hauser als neugewählter Oberbürgermeister der Seidenstadt auch kommunalpolitisch in die Fußstapfen seines Vaters treten, der Krefelder Oberbürgermeister von 1951 bis 1956 war. 14 Jahre lang übte der Handwerksunternehmer dieses Amt aus.

Mittelstandspolitischer Gestaltungswille, aber auch ein hohes Interesse an außenwirtschaftlichen Fragen und hier am ostasiatischen Raum, waren entscheidende Triebfedern für Hauser, in die Bundespolitik zu wechseln. Nach seiner Wahl in den Bundestag 1972 avancierte er schnell zum mittelstandspolitischen Sprecher seiner, der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (1975); eine Aufgabe, die er über 15 Jahre hinweg ausfüllte. Im Jahr 1982 machte die Fraktion Hauser zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden, der er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1990 blieb.

Parallel zu den vorgenannten Aufgaben vertrat Hansheinz Hauser auch die gemeinsamen berufsständischen Belange seines Handwerks in verantwortlicher Position: Er führte den Vorsitz des Rheinischen Bäcker-Innungsverbandes in den Jahren 1977 bis 1986. Im Dezember 1985 folgte Hauser dem langjährigen Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf, Georg Schulhoff, im Amt nach. Die nordrhein-westfälische Handwerkerschaft bestimmte ihn vier Jahre später außerdem zum Präsidenten des Rheinisch-Westfälischen Handwerkerbundes und bestätigte ihn seit 1993 wiederholt als Vorsitzenden der Nachfolgeorganisation Nordrhein-Westfälischer Handwerkstag, zuletzt am 12.06.2001 für weitere zwei Jahre. Dem Präsidium des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks gehörte Hauser in den Jahren 1985 bis 1993 an.

Über ein Vierteljahrhundert hinweg, von 1969 bis 1994, hatte der Wirtschaftspolitiker den Vorsitz der Mittelstandsvereinigung der CDU Nordrhein-Westfalen inne.

Seine Funktionen als Spitzenrepräsentant brachten Hansheinz Hauser zusätzliche Verantwortung für andere Organisationen der Wirtschaft ein, so als Verwaltungsratsmitglied der Stadtsparkasse Krefeld, als Mitglied im Aufsichtsrat der SIGNAL-Unfallversicherung (bis Juni 2000), im Aufsichtsrat der Düsseldorfer Messegesellschaft sowie als Mitglied der Rundfunk-Kommission der Landesanstalt für Rundfunk NRW.

In seiner Eigenschaft als Spitzenrepräsentant des NRW-Handwerks hatte Hauser unter anderem die Gründungsoffensive von Landesregierung und Wirtschaftsorganisationen in Nordrhein-Westfalen initiiert und geprägt und damit zu einer Neubewertung der unternehmerischen Tätigkeit in diesem Bundesland maßgeblich beigetragen. Auch am Zustandekommen des "Ausbildungskonsens NRW" und am "Meister-Bafög" hatte Hauser maßgeblich Anteil. Die erste Handwerker-Kundgebung in Ostdeutschland nach der Wende fand unter seiner Regie Ende März 1990 in Markkleeberg bei Leipzig statt.

Das Handwerk Nordrhein-Westfalens hat in der Ägide von Hansheinz Hauser den Strukturwandel besser als andere Wirtschaftszweige verkraftet und vergrößerte seine Proportionen bis zum Ende seiner Amtszeit als Kammerpräsident und NWHT-Vorsitzender auf 160.000 Betriebe und 1,2 Millionen Beschäftigte – wurde damit größter privater Arbeitgeber des Landes.

Für seine herausragenden Leistungen um das Gemeinwohl der Bundesrepublik was Hansheinz Hauser im August 2000 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Am 9. September 2002 schließlich war der damals 80jährige vom Rat seiner Heimatstadt einstimmig zum Ehrenbürger ernannt worden.

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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