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Pressemitteilung Nr. 22 vom 25.4.2019Handwerk trotzt dem Abschwung

HWK legt Frühjahrsgutachten vor

Stimmung, Umsatz und Investitionen im Plus Bausektor mit noch mehr Schwung - Fachkräftelücke spitzt sich zu.

Das Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper trotzt der generellen Abkühlung des Konjunkturklimas in diesem Frühling. Im Wirtschaftssektor hat sich die Hochstimmung in den vergangenen Herbst- und Wintermonaten sogar leicht verstärkt. Das von der Handwerkskammer Düsseldorf per repräsentativer Umfrage ermittelte Geschäftsklima weist mit 134 Punkten den zweithöchsten je gemessenen Wert auf. Der Anstieg gegenüber der Herbstumfrage beträgt 4 Prozentpunkte.

"Die Hausse im Handwerk geht ins zehnte Jahr", freute sich der Präsident der HWK Andreas Ehlert bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens am Donnerstag vor versammelter Presse in der Landeshauptstadt. Danach berichten die Betriebe über eine insgesamt stabile Umsatzsituation auf Rekordniveau. Treiber der Entwicklung sind unverändert das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe. Hier beflügelten ausgeweitete öffentliche Investitionen noch die Nachfrage.

Die Kapazitäten der Unternehmen sind aktuell im Schnitt aller Branchen zu 81 Prozent und damit faktisch voll ausgelastet. Die Auftragsreichweite kletterte auf 8,8 Wochen. 38 Prozent der Betriebe meldeten gestiegene Verkaufspreise, mit denen auf gestiegene Personal- und Rohstoffkosten reagiert wurde.

Einen historischen Gipfelwert von 110 Punkten erreichte das Investitionsklima. Der Beschäftigungsaufbau fiel mit plus 1 Prozent dagegen (zu) gering aus. Der Anteil der Betriebe auf Personalsuche nahm noch einmal um 4 Prozentpunkte zu. Die Kammer geht trotz des verschärften Personalmangels für den weiteren Jahresverlauf nicht von einer Abschwächung der Dynamik aus. "Ganz Gallien ist von einem Konjunktur-Abschwung betroffen, nur ein Wirtschaftssektor nicht!", packte Kammerpräsident Andreas Ehlert die Datenlage launig in ein aus anderem Genre vertrautes Bild.

Branchenklima leicht gespreizt

Im Vergleich der 7 Branchengruppen verläuft die Klima-Kurve im Handwerk nicht einheitlich:

  • Stärker als je zuvor boomt vor allem der Bausektor. Die vierteljährliche Handwerksberichterstattung des Landesamts IT NRW weist für das Bauhandwerk im Jahr 2018 eine Steigerung des Umsatzes um 21 Prozentpunkte aus. Die Kammer macht für den Schub nicht zuletzt die gestiegenen Aufwendungen der Öffentlichen Hand in die nordrhein-westfälische Verkehrsinfrastruktur verantwortlich.
  • Aber auch das Ausbaugewerbe gehört mit einem Wachstumsplus von 4 Prozentpunkten zu den Zugmaschinen der NRW-Konjunktur. Der Boom im Baugewerbe und in den Ausbauhandwerken prägt aktuell das Konjunkturbild des Gesamthandwerks damit noch stärker als in den Vorjahren. Das Geschäftsklima in beiden genannten Handwerksgruppen übertrifft jene in den 5 übrigen Branchenbereichen des Sektors deutlich. Das Konjunkturklima sowohl im Bauhauptgewerbe als auch in den Ausbaugewerken kletterte auf je 139 Punkte. Im Bauhauptgewerbe übertraf der Wert sogar die bisherige Rekordmarke aus dem Frühjahr 2018. "Davon profitiert der gesamte Handwerkssektor enorm, denn Bau und Ausbau machen zusammen mehr als die Hälfte des handwerklichen Umsatzes aus", verdeutlichte Ehlert die Proportionen.
  • Der Dynamik in den gebäudenahen Branchen am nächsten kommt derzeit die Branchengruppe der Zulieferer. In den für den industriellen Bedarf produzierenden Unternehmen des Anlagen-, Maschinen- und Metallbaus (Geschäftsklima: 132 %) meldet rund jedes zweite Unternehmen (56 %) eine weitere Belebung des Geschäftsgangs und offene Stellen (47 %); jedes dritte (32 %) investierte mehr.
  • Im Mittelfeld des konjunkturellen Spektrums im Handwerk rangieren die Lebensmittelberufe und das Kraftfahrzeuggewerbe mit einem Geschäftsklima von je 124 Punkten. In der Kfz-Branche ist der Saldo der Angaben der Werkstatt- und Autohandelsunternehmen zur Umsatzentwicklung nur noch leicht positiv: 29 Prozent der Kfz-Firmen berichteten von Umsatzzuwächsen, 22 Prozent von einem Minus. Allein das saisonbedingt ausgeprägte Reparaturgeschäft kompensierte tendenziell rückläufige Verkaufserlöse.
  • In der Branchengruppe der Persönlichen Dienstleistungen (u. a. Friseure, Maßschneider, Goldschmiede, Uhrmacher) gab das Geschäftsklima gegenüber Herbst leicht auf 115 Punkte nach, übertraf aber den Vergleichswert aus dem letzten Frühjahr (109 %) noch deutlich.
  • Den im Rahmen des insgesamt positiven Stimmungsbilds im Handwerk ungünstigsten Entwicklungstrend zeigen die Gesundheitshandwerke. Das Geschäftsklima bei Optikern, Hörakustikern und Orthopädieschuhmachern sowie in den Sanitätshäusern und Dentallaboren knickte seit letztem Frühjahr um 16 Prozentpunkte ein und liegt derzeit bei - in langfristiger Betrachtung immer noch überdurchschnittlichen - 114 Punkten; in den letzten 6 Monaten überwogen erstmals seit 4 Jahren schrumpfende Auftragseingänge per Saldo leicht. "Die Gesundheitshandwerke sind in Sachen Digitalisierung ganz vorne mit dabei, aber sie können ihr Innovationspotential im Sinne des Verbrauchers nicht voll ausnutzen, weil gesetzliche Regelungen und kollektivvertragliche Vereinbarungen dem entgegenstehen", erläuterte Ehlert Hintergründe.

Kaum regionale und größenspezifische Varianz

Gleichmäßiger als bei den Branchengruppen bildet sich das insgesamt vorzügliche Geschäftsklima in den 4 Teilräumen des Kammerbezirks ab. Die Abweichungen zwischen den Regionen Großraum Düsseldorf, Linker Niederrhein, Ruhr-West und Bergisches Land blieben gering. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Betriebsgrößen: "Eines der aussagekräftigsten Indizien für die Stabilität des Konjunkturhochs im Handwerk ist, dass nicht nur die leistungsfähigen, größeren Unternehmen brummen, sondern auch bei den Solo-Selbständigen inzwischen eine Auslastung von 71 Prozent erreicht wird", fasste der Handwerker-Chef  diesbezügliche Erkenntnisse der Umfrage zusammen.

Personallücke klafft immer besorgniserregender

"Die positive Entwicklung aus dem Vorjahr könnte sich theoretisch nahtlos fortsetzen. Denn aus konjunktureller Warte gibt es im Handwerk keinerlei Anzeichen dafür, dass die Betriebe auf einen Nachfragerückgang zulaufen", richtete Ehlert den Blick nach vorn. "Im Gegenteil: Trotz des inzwischen erreichten Auftragsvolumens gehen 29 Prozent der befragten Firmen von einer weiteren Dynamik beim Auftragseingang aus. Das Handwerk könnte noch stärker wachsen, wenn es den eklatanten Fachkräftemangel nicht gäbe", so Ehlert.

Der Anteil der Betriebe mit offenen Stellen habe ein neues, kritisches Rekordniveau von 38 Prozent erreicht, warnte der Kammerpräsident, der auch keine Entspannung an der 'Nachwuchs-Front' vermelden konnte. Die Neuaufnahmen an Auszubildenden stagnierten nach vorübergehend leichten Plus-Zahlen zuletzt wieder, berichtete Ehlert, der auch die Dachorganisation Handwerk.NRW führt. "Ob das Handwerk weiter wächst, hängt jedoch entscheidend davon ab, ob Nachwuchs gewonnen und Fachkräfte gehalten werden können. Das hängt entscheidend davon ab, dass die Berufsbildung im Wettbewerb mit akademischer Bildung für ganz unterschiedliche Zielgruppen attraktiv ist." Das Handwerk tue bereits das Seine dazu: Im Kammerbezirk war zuletzt jeder vierte neue Lehrling ein Flüchtling oder Migrant. Ein Fünftel der Auszubildenden kommt inzwischen mit Abitur oder Fachhochschulreife in die duale Ausbildung ins Handwerk.

Auch der Lehrlingsaustausch mit EU-Nachbarländern floriert: Die Kammer steigerte ihr Mobilitäts-Engagement von gut 20 auf knapp 200 Lehrlinge. Ehlert: "Wir müssen uns dem Wettbewerb um die besten Köpfe stellen und zugleich herausstellen, dass eine erfolgreiche Ausbildung der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt sein kann."

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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