Konjunktur Umfrage Fragebogen
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Pressemitteilung Nr. 52 vom 28.10.2020Herbstgutachten der HWK

Merkliche Erholung beim Geschäfts- und Beschäftigungsklima - Wirtschaftsbereich profitiert von relativ stabiler Konsumlaune

Das Handwerk im Kammerbezirk Düsseldorf hat die bisherigen Auswirkungen der Corona-Pandemie im Großen und Ganzen gut weggesteckt. Das Geschäftsklima der Unternehmen hat sich von 102 Punkten im Frühjahr auf 113 Punkte verbessert. 82 Prozent der Betriebsinhaber bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend; nur 18 Prozent der von der HWK repräsentativ befragten Unternehmen (Rücklauf: knapp 1.600) berichten über einen verschlechterten Geschäftsgang. „Vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe läuft es weiterhin sehr ordentlich - auch weil viele Privatkunden derzeit sogar verstärkt in Sachwerte, und hier vor allem eben ins Haus, investieren", fasste HWK-Präsident Andreas Ehlert am Mittwoch bei der Publikation des Herbstgutachtens der größten NRW-Handwerkskammer die Lage zusammen.

Ausbaugewerbe führen Konjunkturzug an

Die Ausbauhandwerke führen mit einem Geschäftsklima von 123 Prozent (Frühjahrsumfrage: 112 %) vor dem Bauhauptgewerbe (114 %) den Konjunkturzug mit Abstand an. Ehlert machte aber auch keinen Hehl daraus, dass aufgrund der Absage von Veranstaltungen und Messen andererseits „einzelne Berufe vom Maßschneider über den Messebauer bis zum Metzger auch stark gebeutelt sind“. Die fortdauernden Beschränkungen für öffentliche und private Events zeitigten negative Effekte in der gesamten Branchengruppe der Personenbezogenen Dienstleistungen, zu denen auch Friseure, Fotografen und die Kosmetiker zählen (wobei letztere von verschärften Kontaktbeschränkungen nach dem heute tagenden Berliner Bund-Länder-Gipfel erneut stark betroffen sein könnten). Der Geschäftsklimaindex erreicht hier aktuell lediglich 78 %. „Hier gibt es viele Soloselbständige und Kleinbetriebe, bei denen es inzwischen wirklich an die Substanz geht“, so Ehlert.

Kfz-Gewerbe im Marktumbruch

Zwei weitere Branchengruppen verharren aktuell in handfesten Strukturproblemen. So verzeichnen die für den Gewerblichen Bedarf produzierenden (vorwiegend Metall-) Handwerke (Geschäftsklima: 105 %) einen starken Rückgang an Auftragseingängen von industriellen Kunden; exakt jedes zweite Unternehmen der Branchengruppe meldet geschrumpfte Umsätze. Bei den Werkstatt- und Autohandelsunternehmen des Kfz-Gewerbes (Branchenklima aktuell 93 %) erlitten gar 62 % der befragten Betriebe Umsatzeinbußen; vor allem das Verkaufsgeschäft verlief schleppend. Leicht optimistisch stimmt, dass in beiden Branchensektoren immerhin die Anzahl der Firmenchefs überwiegt, die bis zum Frühjahr von wieder steigenden Orders ausgeht: im Gewerblichen Bedarf 26 %; im Kfz-Gewerbe 30 % (ein weiteres Nachlassen der Auftragseingänge sehen 21 bzw. 14 % voraus).

Alle übrigen Branchenbereiche, so aufs Ganze gesehen der Lebensmittelbereich (Geschäftsklima 109 %) und das Gesundheitsgewerbe (Indexwert: 108 %), haben dagegen ihren Geschäftsgang „weitgehend wieder normalisieren können“, berichtete Kammerchef Ehlert.

Leichtes West-Ost-Gefälle im Konjunkturbild

Ein ansatzweise geteiltes Bild bietet auch der Blick in die vier Teilregionen des Kammerbezirks. Am stärksten angesprungen ist das handwerkliche Konjunkturklima am Linken Niederrhein und im Großraum Düsseldorf mit einem Indexwert von je 117 Prozent. In den Kreisen Neuss (130 %) und Viersen (126 %) erreicht das Geschäftsklima im Handwerk sogar nahezu wieder das hohe Vorjahresniveau. Im Handwerk im Westlichen Ruhrgebiet (110 %) blieb die Aufholbewegung schwächer ausgeprägt, und im stark mit Zulieferbetrieben durchsetzten Bergischen Land (105 %) sogar komplett aus.

Uneingeschränkt positiv konnte Handwerkspräsident Ehlert dagegen dieses Ergebnis der Umfrage deuten: „Auch dank der Kurzarbeit konnte die Beschäftigung im Handwerk einigermaßen stabil gehalten werden.“ 28 Prozent der Betriebe bieten derzeit offene Stellen: „Der Fachkräftemangel ist und bleibt im Handwerk ein riesiges Thema. Junge Leute, die sich in diesen schwierigen Zeiten unsicher sind, sollten wissen: Erstklassige berufliche Perspektive bietet derzeit vor allem das Handwerk!“

Handwerk systemtragend

Angesichts der zweiten Corona-Welle und der angedachten verschärften Kontaktbeschränkungen für die kommende Woche machte Ehlert klar, worauf es aus Sicht des Handwerks zuallererst ankommt: „Wir müssen jetzt alle mit höchster Disziplin die notwendigen Hygieneregeln einhalten. Je konsequenter wir dabei sind, desto eher können wir neue Eingriffe in das Wirtschaftsleben vermeiden. Wir dürfen gerade in dieser Situation nicht in neue Dimensionen der Staatswirtschaft schlittern - durch Staatsbeteiligungen an Unternehmen, durch schuldengetriebenes Wachstum oder Eingriffe in die Suchbewegungen der Unternehmen.“ Gerade das Handwerk habe in den vergangenen Monaten „das Land am Laufen gehalten“, so Ehlert. „Unser Wirtschaftssektor ist nicht nur systemrelevant, er ist systemtragend.“

Dem Handwerkssektor im Kammerbezirk Düsseldorf gehören 60.000 Unternehmen mit 333.000 Beschäftigten und 20.200 Auszubildenden an; sie erwirtschafteten in 2019 einen Gesamtumsatz in Höhe von 34,1 Mrd. Euro. 

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