(v. l.): Dr. Leidinger, Vorsitzender des Verwaltungsrats der ASG, Bundespräsident a. D. Dr. Gauck und Kammerpräsident Ehlert
HWK Düsseldorf
(v. l.): Dr. Ludwig Leidinger, Vorsitzender des Verwaltungsrats der ASG, Bundespräsident a. D. Dr. Joachim Gauck und Kammerpräsident Andreas Ehlert

Pressemitteilung Nr. 8 vom 28.2.2020Joachim Gauck las und diskutierte in der HWK

"Tolerenz - einfach schwer"

Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, religiöse und kulturelle Hintergründe der Menschen werden immer vielfältiger, politische Dispositionen schriller und aggressiver vorgetragen. Wie viel Andersartigkeit sollte man erdulden können und wie viel Kritik aushalten? Wo ist Toleranz geboten, wo sind Grenzen überschritten? Was macht Toleranz aus und was macht sie notwendig? Und warum ist Intoleranz heute so populär und attraktiv? - Diesen hochbrisanten und -aktuellen Fragen geht Joachim Gauck nicht nur in seiner jüngsten Buchveröffentlichung „Toleranz – einfach schwer“ nach. Der vormalige Bundespräsident stellte seinen vielbeachteten, aufrüttelnden Essay in Düsseldorf auch einem größeren Publikum live vor und zur Diskussion. Eingeladen hatten die Handwerkskammer und das ASG-Bildungsforum. Dreihundert Besucher der Lesung füllten den Konferenzsaal der HWK am Georg-Schulhoff-Platz bis auf den letzten Platz.

Gauck: "Keine Duldung bei Verstößen gegen Gesetze und den Geist der Verfassung"

Die Denkanstöße des 11. Bundespräsidenten appellierten im Kern an ein ziviles Ethos, das in einer um den zentralen Wert der Bürgerfreiheit bewussten, um Erkenntnis und Differenzierung ringenden Grundhaltung am Wohl und Wehe der Res Publica Anteil nimmt - und sich in diesem Interesse am gemeinsamen Wohl dann auch dort einmischt, wo das Recht des Anderen und des Gemeinsamen gebrochen werden. „Eine Toleranz gegenüber einem Verhalten, das erkennbar Gesetze verletzt oder grundlegend gegen den Geist der Verfassung verstößt, darf es nicht geben,“ so ein Kernsatz Gaucks, der in seinem Vortrag das „notwendige Ringen“ um ein jeweils angemessenes Toleranzmaß immer wieder - auch humorgewürzt - am eigenen Erleben und Sich-Verändern festmachte: „Denn lebendige Menschen sind immer irgendwie am Werden“. „Nicht zu dulden, sondern zu streiten“, sei insbesondere dort angebracht, wo es um die Verteidigungsbereitschaft gegenüber den Werten der Freiheit und Demokratiegehe: „Ich war 50 Jahre alt, als ich das erste Mal frei wählen durfte. Wenn Sie nicht wählen gehen, werde ich Ihnen im Traum erscheinen!“, drohte Gauck nur scheinbar launig. Auch kulturelle Andersartigkeit sei „kein Wert an sich. Wer etwa befreiende Elemente des Miteinanders zurückdrängen will, dem trete ich entgegen!“

Ehlert: "Wir müssen eine freie und offene Gesellschaft immer wieder aufs Neue verteidigen."

Zuvor hatte in einem Grußwort Kammerpräsident Andreas Ehlert eine eigene Positionsbestimmung zur inneren Einheit des Landes vorgenommen. Ehlert blickte zurück auf das dieser Tage begangene 30-jährige Jubiläum der Kammernpartnerschaft zwischen der HWK Leipzig und der Düsseldorfer Kammer. „Das seinerzeitige im Ergebnis hoch erfolgreiche Engagement der Handwerker zugunsten demokratischer Selbstverwaltungsstrukturen auf beiden Seiten ganz kurz nach dem Fall der Mauer zeigte mir noch einmal sehr eindringlich, dass wir eine freie und offene Gesellschaft nicht als selbstverständlich nehmen dürfen. Sondern sie immer wieder aufs Neue verteidigen und uns ihrer Grundlagen vergewissern müssen.“

ASG-Vorstand Ludger Greulich band die substanziellsten Aussagen auch aus der lebhaften Aussprache in einer Schlussbetrachtung des von WDR-Moderatorin Petra Albrecht umsichtig moderierten Abends noch einmal griffig zusammen.

Konrad Alexander Europawahl

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