Lina Höttges
HWK Düsseldorf
Lina Höttges

Pressemitteilung Nr. 68 vom 4.11.2021Lina Höttges ist erste triale Hochschulabsolventin

Mönchengladbacher Karosseriebauerin und Malermeisterin ist die erste „triale“ Hochschulabsolventin an Rhein und Ruhr

Der 4. November 2021 markiert ein besonderes Datum in der rheinischen Qualifizierungslandschaft: Lina Höttges hat an diesem Tag mit einem erfolgreich gestalteten Kolloquium als Erste im Regierungsbezirk Düsseldorf einen „trialen“ Studiengang erfolgreich abgeschlossen. Die 26-Jährige hat an der Hochschule Niederrhein in der Regelstudienzeit von fünf Jahren curricular integriert

  • eine handwerkliche Berufsausbildung zur Karosserie- und Fahrzeugmechanikerin,
  • eine Meisterfortbildung
  • und ein betriebswirtschaftliches Studium in Handwerks-Management absolviert, mit allen zugehörigen Prüfungen.

Mehr noch: Höttges hat in ihrer noch jungen Biografie bereits zwei Gesellenbriefe erworben; sie ist auch gelernte Fahrzeuglackiererin, der Beruf, in dem sie jetzt auch den Meistertitel erwarb. „Lina Höttges hat das ohnehin sportliche Pensum des Trialen Studiums noch einmal getoppt“, freuten sich Kreishandwerksmeister Frank Mund und Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert über die Nachricht, das ungewöhnliche Leistungsvermögen und den bahnbrechenden Erfolg der Mönchengladbacherin.

Die stolze Jungmeisterin und -Akademikerin wird in Kürze in der Hochschule im Rahmen einer Feierstunde ihre Bachelorurkunde aus den Händen von Hochschulpräsident Dr. Thomas Grünewald und Kanzlerin Bibiana Kemner entgegennehmen. Die Kreishandwerkerschaft der Vitusstadt und die Handwerkskammer Düsseldorf hatten vor sechs Jahren den Trialen Studiengang gemeinsam mit der Hochschule aus der Taufe gehoben und begleiten den Studiengang in enger Abstimmung über die gesamte Einführungsphase hinweg.

Am 27. November findet eine Online-Infoveranstaltung zum Studienprogramm statt. Weitere Informationen unter: www.triales-studium.nrw

Die Absolventin im Portrait: Lina Höttges ist breit aufgestellt für eine erfolgreiche Zukunft als Führungskraft im Handwerk

Falls irgendeine OECD- oder PISA-Studie Deutschland noch mangelnde Bildungsbeflissenheit bescheinigen sollte - Lina Höttges verkörpert den Gegenbeweis aus dem Beruflichen Bildungskosmos: Die Abiturientin hat gleich zwei Berufe von der Pike auf erlernt, ist Fahrzeuglackiererin und Karosseriebauerin, und seit einem Jahr auch Maler- und Lackierer-Meisterin - und seit dem 4. November 2021 auch erfolgreiche Absolventin des Trialen Bachelorstudiengangs in Handwerksmanagement. Ach ja – Ihr fachliche Tellerränder übersteigendes Berufswissen bringt die Mönchengladbacherin seit Monaten bereits als Dozentin für Fachtheorie in der Meisterschule der Fahrzeuglackierer an der Akademie der Handwerkskammer Düsseldorf ein.

Exzellente Abschlussnoten ebneten den fulminanten Qualifizierungsweg von Lina Höttges, die ihre erste Lehre vor sechs Jahren nach verkürzter Ausbildungszeit als Beste ihres Berufsschuljahrgangs beendete. Zwei Jahre später bestand Lina Höttges auch ihre zweite Gesellenprüfung zur Karosserie- und Fahrzeugmechanikerin im Vertiefungsschwerpunkt Karosserieinstandhaltungstechnik in glänzender Manier, diesmal als Jahresbeste ihres Ausbildungsjahrgangs im Kammerbezirk Düsseldorf. Ihre zweite Berufsausbildung absolvierte Lina bereits als integralen Bestandteil des sogenannten Trialen Studiengangs an der Hochschule Niederrhein. Dieser dreifach qualifizierende Studiengang verbindet Berufslehre, ein auf Unternehmensführung im Mittelstand vorbereitendes betriebswirtschaftliches Vollstudium – und die abschließende Fortbildung zum Meister. Und auch den „Meister-Abschnitt“ ihres Kompetenzerwerbs bewältigte Lina Höttges mit Bravour: Die 26-Jährige war auch unter den Prüfungsbesten ihres Gewerks im Meisterabsolventenjahrgang 2020.

Während nur eine Minderheit unter den Abgängern weiterführender Schulen sich für eine Karriere im beruflichen Bildungsweg entscheidet, nutzte Lina Höttges ihren gymnasialen Abschluss zur Hochschulreife als Entree, um kein für ihr berufliches Ziel passend erscheinendes Qualifizierungsangebot – sei es dual oder akademisch - ausschließen zu müssen. Der erste Schritt sollte jedenfalls eine grundständige Lehre im Unternehmen ihres Großvaters sein. „Für mich war dieser Schritt ein ganz natürlicher, und nach Vergleich mit anderen Optionen auch der ersehnte. Denn ich habe schon meine Schulferien oft und gerne in dem Karosseriewerkstatt- und Lackierbetrieb zugebracht, in dem auch meine Mutter in leitender Funktion tätig ist. Die Tagesereignisse im Geschäft waren Zuhause immer Gesprächsthema Nummer eins. Meine Mutter hatte mich schon mit auf Management-Seminare genommen, als ich noch eine Jugendliche war.“

So selbstverständlich war dieser Schritt jedoch offenbar nicht für Alle in ihrem Umfeld. „Ja, es gab da durchaus Vorbehalte gegen meine Pläne. Zumal ich zunächst an eine Büroausbildung dachte. Für das Ziel, eines Tages auch einmal leitende Verantwortung im Werkstattunternehmen zu übernehmen, war mir dann aber schnell klar, dass ich das, was das Unternehmen ausmacht und kann, auch selbst können muss. Und habe mich also entschlossen, die Berufsfertigkeit so gründlich und umfassend wie möglich zu erwerben. Schließlich wollte ich als junges Mädchen in der Männerdomäne auch ernst genommen werden.“

Das Triale Studium war nach dem sehr erfolgreichen Ausbildungsabschluss der nächste „logische“ Schritt auf dem Weg zur Wunsch-Option einer späteren Führungsaufgabe. Die Karosseriebau-Lehre und – in Vollzeit - die Fachtheorie- und Fachpraxis-Teile an der Meisterschule der Maler/Lackierer in Düsseldorf absolvierte Lina Höttges dabei sogar parallel.

Lina Höttges hatte bald festgestellt, dass ihr das Handwerkliche, die technische Herausforderung, auch wirklich liegt. Ihre Freude an Arbeiten mit gehobenem Schwierigkeitsgrad ist nicht zuletzt an ihrem Meisterstück ablesbar: Einer Vespa, umgebaut zu einem Bürostuhl, lackiert mit unterschiedlichen Techniken, wie der Holztechnik. „Ich hätte dennoch nie damit gerechnet, so gut durch die Prüfungen zu kommen. In der Branche gibt es so viele Handwerker, die noch viel mehr praktische Übung als ich hatten.“

Der Erfolg bestärkte die Vielfach-Begabte in einer weiteren ambitionierten Zielsetzung: Unternehmerin werden! Entsprechend befasste sich Lina Höttges auch bereits in ihrer Bachelorarbeit systematisch mit allen Faktoren, die im gewerblich-technischen Mittelstand für eine problemlose Betriebsübergabe zu beachten – und zu optimieren - sind. Auf diese Weise hat Lina analytische Expertise in einem für die Zukunft des Handwerks existenziell wichtigen Gebiet aufgebaut, die ihr auch für eine eventuelle künftige Tätigkeit im wissenschaftlichen, institutionellen, Qualifizierungs- oder Consulting-Umfeld des Handwerks noch von großem Nutzen sein kann.

„Ja, ich bin ehrgeizig,“, bekennt Lina Höttges. „Ich hatte auf meinem Weg im Handwerk immer wieder herausfordernde Begegnungen, denen ich beweisen wollte, dass auch eine „Tussi“ in dieser Branche bestens Zuhause sein kann. Zugleich gab es aber auch reichlich Begegnungen, die mich auf meinem Weg unterstützt haben und die mir geholfen haben mein handwerkliches Geschick zu verbessern. Ich liebe diesen Beruf, an dem ich abends sehe, was ich tagsüber geschafft habe. Ich würde nichts anders machen, bin stolz auf das Erreichte!“

Dieser selbstbewusste Satz gilt ungeschmälert, obwohl sich das Fernziel einer durchaus erträumten Betriebsnachfolge kurzfristig so nicht mehr wird realisieren lassen, da der Inhaber eine andere Lösung für die Betriebsfortführung wählte. „Meine Eltern haben mich voll unterstützt, aber nicht alle Widerstände ließen sich überwinden,“ blickt Lina Höttges auf einen bitteren Moment ihres Werdegangs zurück. Ungeachtet des Dämpfers für ihre Pläne empfiehlt Lina Höttges Schülern und Schulabgängern, an den eigenen Vorstellungen vom Traumberuf „unbedingt“ festzuhalten. „Stürzt euch in eine Ausbildung Eurer Wahl. Mit einer Ausbildung gewinnt man einen guten Einstieg in ein Arbeitsleben, das dann umso erfüllender und erfolgreicher verläuft, je mehr Interesse und Motivation man mitbringt“, so die zwischenzeitliche Unternehmensberaterin, die mit ihrem ursprünglichen Berufstraum übrigens noch längst nicht abgeschlossen hat: „Einen Karosserie- und Lackierfachbetrieb zu gründen oder zu übernehmen ist immer in meinem Hinterkopf, diese Option wird aber aktuell erst einmal nicht überstürzt vorangetrieben.“ Zumal in dem komplexen Tätigkeitsfeld der Fahrzeugreparatur selbst viel Innovationsdynamik steckt, mit Chancen der Teilhabe an Entwicklungsprozessen oder an Serviceleistungen. „Schadensvermittler werden künftig noch mehr Einfluss haben, die Digitalisierung von Verfahrensprozessen und Organisationsabläufen bleibt noch lange ein großes Thema“, nennt Lina Höttges Beispiele. „Ich bin bereit und bestens gerüstet.“

Nach all den oft gleichzeitig bewältigten Bildungsanstrengungen freut sich die ehrgeizige Jungmeisterin derzeit über ein ungewohntes Sein: Jetzt, nach meinem Studium, habe ich endlich einmal wieder etwas mehr Zeit auch fürs eigene Leben, für die Freunde, die Eltern.“ Und fürs vierbeinige Hobby in Gestalt einer deutschen Dogge. 

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