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HWK Düsseldorf

Pressemitteilung Nr. 11 cMeistergründungen leben länger

Umfrage: Meisterausbildung bereitet gut auf Selbstständigkeit vor - Fachkräfteengpass und Bürokratiebelastung stärkste Zeitfresser

Von Meisterqualifizierten aufgebaute oder fortgeführte Firmen sind doppelt so bestandskräftig wie Gründungen und Übernahmen durch Inhaber ohne formale Vorqualifikation. Das ist das zentrale Ergebnis einer sekundärstatistischen Untersuchung aller Unternehmenseinträge ins Handwerksregister der Handwerkskammer Düsseldorf aus dem Jahr 2014.

Im Beobachtungsjahr waren insgesamt 6794 Unternehmen neu in die Handwerksrolle eingetragen worden. 63,9 Prozent dieser Betriebe waren bis zum 31.12.2019 nicht mehr aktiv. Je nach Qualifizierungsgrad der Inhaber lassen sich jedoch große Unterschiede in der Nachhaltigkeit der damaligen Gründungsprojekte feststellen: Während 58 Prozent der vor fünf Jahren neu registrierten Betriebe im Vollhandwerk heute noch am Markt operieren – darunter 67,5 % von Inhabern mit Meisterbrief - , haben in den zulassungsfreien Gewerben nur rund halb so viele Geschäftseröffnungen überdauert: in der Rolle B1 für nicht zulassungspflichtige Ausbildungsberufe 26 Prozent; in den handwerklichen Nebengewerben 34 Prozent. „Nicht Geld oder die Abgedrehtheit einer Geschäftsidee, sondern die Qualifikation des Gründers ist der ausschlag-gebende Faktor für den langfristigen Erfolg einer Existenzgründung im Handwerk“, kommentierte der Präsident der Handwerkskammer Andreas Ehlert am Donnerstag vor Journalisten in Düsseldorf die Zahlen.

Die stabilsten Existenzgründungen finden sich erwartungsgemäß in ausschließlich meisterpflichtigen Branchengruppen; so im Gesundheitsgewerbe: hier sind 66% der 576 Neueintragungen von Augenoptik- und Hörgeräte-Akustikstudios, Dentallaboren, Sanitätshäusern und Orthopädieschuhmachereien weiterhin existent; sowie im Kraftfahrzeuggewerbe mit einer Bestandsquote von 60 Prozent der 190 in 2014  neu eingetragenen Werkstattunternehmen. Eine vergleichbar hohe Bestandsfestigkeit wie die Meisterunternehmen weisen im Übrigen auch Gründungen nach der Altgesellenregelung (Fachkräfte mit mindestens sechs jähriger Berufs- und Leitungserfahrung/ Persistenzquote: 68,9%) sowie Firmenneueröffnungen durch Industriemeister (71,4%) und durch Absolventen „gleichwertiger Prüfungen“ (z.B. Ingenieure 76,5%) auf, die allesamt ein mit der Meisterprüfung vergleichbar umfassendes Kompetenzprofil mitbringen.

Gründen Handwerker, indem sie eine bereits existente Firma übernehmen und fortführen, dann stellt sich in den meisten Fällen ebenfalls ein langfristiger Unternehmenserfolg ein, wie die Sonderauswertung der Kammer ferner herausarbeitet: So haben sich im untersuchten Gründerjahrgang 72 Prozent der familieninternen Nachfolgen bis Ende 2019 behaupten können; Betriebsübernahmen durch Externe immerhin noch zu 56%. Ehlert: „Ein am Markt bereits etabliertes Unternehmen fortzuführen, ist ein komplexes und anspruchsvolles Unterfangen und spricht deshalb in erster Linie Gründungswillige mit vertieften Management-Skills an.“

Eine frühzeitige, umfassende Beratung zum Qualifikationsprofil, Businessplan und zur passenden Rechtsform vor der Existenzgründung erhöht die Nachhaltigkeit des Geschäftserfolgs noch einmal deutlich, wie eine gesonderte gründungsstatistische Analysen der HWK im Vorjahr aufzeigte. Sie konnte belegen, dass sich 80 % der von den Gründungs- und Betriebsnachfolge-Spezialisten der Betriebsberatung der Kammer begleiteten Vorhaben mindestens fünf Jahre behaupten konnten. Das hat sich herumgesprochen: Im vergangenen Jahr entfielen alleine 42 Prozent der rund 2.500 persönlichen Betriebsberatungen der Kammer-Experten auf die Begleitung von Existenzgründungen und sogar 60 Prozent der Beratungen bestehender Unternehmen auf das Thema Betriebsnachfolge. Damit konnte die Anlaufstelle rund jedes dritte Gründungsvorhaben unterstützen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 5177 Betriebe neu gegründet oder von einem Existenzgründer weitergeführt; einer der höchsten Werte der vergangenen zehn Jahre. Erfreulich: Speziell die Zahl der Geschäftseröffnungen im Vollhandwerk stieg mit 1185 auf den höchsten Wert seit 2012.

Diese Schlussfolgerung aus der Persistenz-Analyse der HWK wird durch eine vertiefende Erhebung unterstützt: Einer Umfrage der Kammer unter Existenzgründern des Referenzjahres 2014 nach deren Qualifikationsprofilen und –Bedarfen sowie nach den Haupt-Risiken und Hemmnissen in der Phase der Existenzfestigung. Die Ergebnisse sind aufgrund nicht zureichenden Rücklaufs nicht repräsentativ, insbesondere antworteten Inhaber von Unternehmen aus dem Bereich des Vollhandwerks deutlich überrepräsentiert (74%; Normalverteilung gemäß Handwerksrolle: 49 %). Immerhin bestätigen die vorliegenden 139 Antworten eindeutig die Zufriedenheit der qualifizierten Gründer mit ihrer Vorqualifikation: Mehr als vier von fünf JungunternehmerInnen in Meister-Handwerken fühlen sich „gut“ auf die Herausforderungen in der Unternehmensführung vorbereitet.

Als Hauptprobleme in der 5-jährigen Phase der Konsolidierung des Betriebes benennen die InhaberInnen vor allem eine hohe Bürokratiebelastung, namentlich durch umfangreiche Dokumentationspflichten und die mühevolle Suche nach neuen Mitarbeitern und Lehrlingen. Angesichts solcher Zeitfresser nimmt nicht wunder, dass viele jüngere Firmenchefs ihre persönliche Belastung als ein weiteres gravierendes Problem beschreiben.

Die Sonderumfrage nahm schließlich auch noch die aktuellen Qualifizierungsbedarfe der Gründer zu Ende der Existenzfestigungsphase ins Perspektiv. Besonderen Stärkungs-Bedarf erkannten die Nachwuchsunternehmer in bestimmten gewerkspezifischen fachlichen Vertiefungsnotwendigkeiten, in aktuell vordringlichen Betriebsführungsfragen wie jener nach erfolgreichen Personalakquise-Strategien - und im Selbstmanagement. Präsident Ehlert: „Unsere Kammerbetriebsberatung und hauseigene Akademie richten ihre Angebote nach diesen inhaltlichen Anforderungen aus.“

Ehlert wies in diesem Zusammenhang auch auf die verbesserte finanzielle Förderung der Aufstiegsfortbildung hin. Ab August werden Lehrgangs- und Prüfungsgebühren mit bis zu 15.000 € gefördert, davon 40 Prozent als Zuschuss, zusätzlich gibt es für die Aufwendungen für Prüfungsstücke bis 2.000 €. Stipendiaten der Begabten-förderung berufliche Bildung (mindestens Gesellenprüfungsnote 1,9) oder SiegerInnen (1.-3.Platz) im Leistungswettbewerbs des Handwerks erhalten bereits jetzt 8.100 € für ihre Weiterqualifizierung, davon 90 Prozent als verlorenen Zuschuss. „Auch etwa der Studiengang zum Betriebswirt (HWK), der zur Leitung auch größerer mittelständischer Firmen befähigt, ist hierüber jetzt förderfähig.“ Die Kammer setzt sich außerdem gegenüber dem Land dafür ein, dass auch die Existenzgründung für Qualifizierte im Handwerk, die Meistergründungsprämie – wieder auf Landesmittel umgestellt wird.  

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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