Regionalkonferenz Bergisches Handwerk
HWK Düsseldorf
v.l. Katja Heck, Leiterin der Agentur für Arbeit Solingen - Wuppertal, Lambert T. Koch, rektor der Bergischen Universität Wuppertal, Andreas Mucke, OB Wuppertal, Prof. Andreas Pinkwart, Landeswirtschaftsminister, Jutta Monscheuer, Vorsitzende Unternehmerfrauen im Handwerk Solingen, Andreas Ehlert, Präsident HWK Düsseldorf, Arnd Krüger, Kreishandwerksmeister der KH Solingen-Wuppertal, Timm Kurzbach, OB Solingen, Hans-Jürgen Althaus, Kreishandwerksmeister der KH Remscheid

Pressemitteilung Nr. 36 vom 1. Juli 2019Regionalkonferenz des bergischen Handwerks

Regionalkonferenz des bergischen Handwerks plädiert für den Ausbau des Städtedreiecks zur „Unternehmerregion“

Zur größten Regionalkonferenz der letzten 20 Jahre im Kammer- und Regierungsbezirk Düsseldorf hatten die Handwerkskammer Düsseldorf, die Kreishandwerkerschaft Solingen – Wuppertal und die Kreishandwerkerschaft Remscheid gemeinsam geladen. Rund einhundert Verantwortungsträger aus den Mitgliedsunternehmen folgten am Montag dem Ruf in den Concordia-Bau am Werth nach Barmen. Im Mittelpunkt von Vor- und Debatten-Beiträgen von Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart, den Oberbürgermeistern Andreas Mucke (Wuppertal) und Tim Kurzbach (Solingen), Uni-Rektor Lambert Koch, Arbeitsagentur-Chefin Katja Heck sowie den Spitzenvertretern des Handwerks Andreas Ehlert (HWK), Arnd Krüger (KH Solingen Wuppertal) und Jutta Monscheuer (Unternehmerfrauen im Handwerk / UFH) stand eine Bestandsaufnahme der Situation und der Perspektiven des Wirtschaftsbereichs vor Ort.

Landeswirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart lobt Innovations-Impuls der Regionalkonferenz

Über die immense Bedeutung des Sektors für die Prosperität der Wirtschaft, für Qualifizierung und Beschäftigung im Großraum herrschte dabei breite Übereinstimmung: 7.750 Unternehmen mit 36.000 Mitarbeitern und zweieinhalbtausend Auszubildenden bilden derzeit den Stabilitätsanker der mittelständischen Branchenstruktur im Bergischen. Deutlich wurde aber auch: Infrastruktur- und Defizite bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Privathaushalten und Öffentlicher Hand, aber auch ein besonders hartes Ringen um ausreichenden Fach- und Führungskräftenachwuchs einschließlich des Potenzials an Nachfolgern für bestehende Betriebe prägen das alltägliche Ringen der Firmen um auskömmliches Wachstum und die Weiterentwicklung von Produkten und Services in den Unternehmen. Minister Pinkwart beleuchtete in seinem programmatisch „Wirtschaftsförderung 4.0“ überschriebenen Vortrag denn auch vorrangig die hinterliegenden Zusammenhänge zwischen diesen Entwicklungs-Determinanten und spitzte sie auf den aus seiner Sicht maßgeblichen Faktor - Mehr Zusammenarbeit im Hinblick auf eine hohe Innovationsfähigkeit – zu. „Die Geschwindigkeit, in der tiefgreifende Neuerungen kommen, ist neu, ebenso das Tempo von deren Umsetzung. Wir müssen die Menschen mitnehmen, die Veränderung gestalten oder von ihr betroffen sind. Eine solche Regionalkonferenz stärkt diese Kooperation im bergischen Raum, bringt Akteure in den Dialog und stößt neue Initiativen für die Region an. Genau der richtige Schritt, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und gemeinsam an Ideen für die Zukunft von Handwerk und Mittelstand vor Ort zu arbeiten“, lobte Pinkwart den Impuls aus der Handwerksorganisation zu einem vertieften, institutionenübergreifenden Zusammenwirken.

Mangelnder Unternehmernachwuchs

„Für das Ruhrgebiet hat regierungsamtliche Aufmerksamkeit Tradition. Für das Bergische Land als Produktionslandschaft, Lebensraum und verkehrliches Bindeglied im Mittelpunkt des Landes war das nicht immer so“, ließ Kammerpräsident Andreas Ehlert keinen Zweifel am Stellenwert einer gedeihlichen Entwicklung der Region aus mittelständischer Sicht. Ehlert lenkte die Aufmerksamkeit nicht zuletzt auf spezielle, in der Region selbst entwickelte Ansätze zur Zukunftssicherung im gewerblich-technischen Sektor: „Mit der Bergischen Universität experimentieren wir beispielsweise an Formaten, wie wir Bachelor-Absolventen für eine Karriere im Handwerk und für die Aufgabe der Unternehmensführung interessieren können,“ setzte Ehlert ein Schlaglicht auf ein besonders drängendes Sujet: Im Städtedreieck stünden in den kommenden fünf Jahren bis zu 1.300 Handwerksbetriebe vor dem Generationswechsel an der Spitze; es mangele „massiv“ an Unternehmernachwuchs, wie auch Kreishandwerksmeister Arnd Krüger bestätigte: „Jedes dritte Unternehmen droht verlorenzugehen“ - mit drastischen Folgen für Leistungsfähigkeit und Beschäftigung in der Region, die wesentlich vom Handwerk gestützt werde. „Jeder sechste bis siebte Arbeitsplatz im Bergischen wird vom Handwerk gestellt, das aufgrund struktureller Defizite in dieser altindustriell geprägten Region jedoch statt wie im Landesdurchschnitt über 6.500 € nur einen unterdurchschnittlichen Umsatz von knapp 5.000 € pro Einwohner erwirtschaften kann,“ machte Krüger auf fortbestehende wirtschaftsstrukturelle Defizite der Region aufmerksam. „Erschreckende“ 68.000 der 630.000 Einwohner seien Leistungsempfänger und auf die Solidarität der Gemeinschaft angewiesen. „Wir brauchen mehr qualifizierte Arbeitgeber, die zur Ausbildung, zum Arbeitsmarkt und zur Innovationsfähigkeit beitragen“ unterstützte Krüger als Fazit ausdrücklich das auch von Unirektor Koch und den Oberbürgermeistern apostrophierte Ziel, das Städtedreieck zu einer modellhaften Unternehmerregion auszubauen – und erhielt dafür viel Beifall im Saal.

Überzeugend argumentierten auch die Verantwortungsträger aus Kommune, Wissenschaft, Arbeitsverwaltung und Handwerk im Rahmen eines Podiumsgesprächs, das unter Moderation von Kammer-Geschäftsführer Prof. Hans Jörg Hennecke anschließend vor allem bildungssystematische Hintergründe für das akute Nachwuchs-Dilemma vertiefte. Qualifikation sei die zentrale Stellgröße, geschlechtsbezogene Berufswahlmuster und der Run auf die Hochschulen verfestigten sich ungeachtet aller diversen Bemühungen jedoch weiter. Es gelte, die Chancen im dualen Qualifizierungsweg noch stärker als gleichwertige Option darzustellen. Der wiederholt zum bundesweiten „Uni-Rektor des Jahres“ gewählte Lambert Koch und Oberbürgermeister Kurzbach ernteten den meisten Applaus für ihren Vorschlag, Bedarfslagen und regionsspezifische, praktikable Lösungsansätze hierzu und zu anderen zentralen Herausforderungen im Kreis der Initiativkräften der Region erst einmal intern vorzusondieren und zu konsensfähigen Lösungsansätzen zu verdichten, bevor man sich `die Politik´ wende. Die anwesenden Spitzenrepräsentanten der Handwerksorganisationen bekundeten, den Ball zügig aufgreifen zu wollen.

Konrad Alexander Europawahl

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