v.l.: Kammer-HGF Dr. Axel Fuhrmann, BiBB-Präs. Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, ZDH-Präs. Otto Kentzler, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schlösser (Uni Siegen), Kammer-Vizepräs. Siegfried Schrempf, Dr. Heike Schmoll (FAZ), Prof. Dr. Otto Depenheuer (Uni Köln), Dr. Thomas Köster (Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft).
v.l.: Kammer-HGF Dr. Axel Fuhrmann, BiBB-Präs. Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, ZDH-Präs. Otto Kentzler, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schlösser (Uni Siegen), Kammer-Vizepräs. Siegfried Schrempf, Dr. Heike Schmoll (FAZ), Prof. Dr. Otto Depenheuer (Uni Köln), Dr. Thomas Köster (Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft).

5. Röpke-Symposium am 03.12.2012 Wohlstand der Nationen durch berufliche Qualifikation

Pressemitteilung Nr. 64 vom 3. Dezember 2012

Kritik an Akademiker-Gläubigkeit in Politik und Institutionen
Richard Sennett: Dauerhaftigkeit setzt ganzheitlichen Bildungsweg voraus
Löhrmann: Landesregierung steht voll hinter Berufsbildungssystem
Schrempf: Duale Berufsausbildung verhindert Jugendarbeitslosigkeit - BiBB und ZDH fordern Umdenken

"Es bedarf eines ganzheitlichen Bildungswegs und Reifungsprozesses, um Fertigkeit und Dauerhaftigkeit und damit auch Autorität und Sittlichkeit zu erlangen."

Diese Aussage von Richard Sennett kann als Essenz der Vorträge und Diskussionen auf dem 5. "Röpke-Symposium" am Montag in Düsseldorf gelten. Das Diktum des berühmten – per Video-Einspielung aus New York einbezogenen – Soziologen besitzt vor dem Hintergrund des Versagens vermeintlicher Eliten in der Weltfinanzkrise dauerhafte Aktualität. Der Satz wirkt jedoch darüber hinaus: "als grundständige Mahnung für eine Kultur der Solidität, deren feste Fundamente Bildung und Qualifizierung sind", formulierte der Vizepräsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Siegfried Schrempf, auf einer erstklassig besetzten internationalen Konferenz am Montag in Düsseldorf.

Das diesjährige Röpke-Symposium des Kompetenzzentrums Soziale Marktwirtschaft der Handwerkskammer Düsseldorf in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) suchte den Beitrag der Beruflichen Bildungssysteme in Europa und anderen Regionen der Welt für den "Wohlstand der Nationen" zu klären.

Die Themenwahl begründete Schrempf mit dem "prägenden Einfluss akademikergläubiger Einlassungen aus der OECD und der EU auf den bildungspolitischen Diskurs in Deutschland." Diese würdigten nicht ausreichend den Beitrag, den das Berufliche Bildungswesen für den Erfolg der deutschen Volkswirtschaft leiste. "Die dual organisierte Berufliche Bildung in Betrieb und Berufsschule gilt aufgrund ihrer Marktnähe weltweit als eine Hauptursache für ökonomische Stabilität und Wachstum in Deutschland." Die dramatische Jugendarbeitslosigkeit vor allem in Südeuropa, wo dieses System fehle, sei ein "aktueller, eindrucksvoller Beleg für diese Erkenntnis." Regierungs-Delegationen aus Spanien, Portugal, England, Kanada oder auch Südkorea gäben sich derzeit "die Klinke in die Hand", um die Machart und Funktionsweise des dualen Systems zu studieren und nach Möglichkeit zu übernehmen. "Die Auffassung, der Fortschritt eines Landes bemesse sich vor allem nach dessen Abiturienten- und Akademiker-Quote, ist mir ein Rätsel", bekundete Schrempf unter dem Beifall der Konferenzteilnehmer. Der Kölner Wirtschaftspädagoge Prof. Otto Depenheuer kritisierte in diesem Zusammenhang "Oberflächlichkeiten" der deutschen Bildungspolitik – insbesondere deren Fixierung auf Zahlen.

v.l.: Kammer-HGF Dr. Axel Fuhrmann, BiBB-Präs. Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, ZDH-Präs. Otto Kentzler, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schlösser (Uni Siegen), Kammer-Vizepräs. Siegfried Schrempf, Dr. Heike Schmoll (FAZ), Prof. Dr. Otto Depenheuer (Uni Köln), Dr. Thomas Köster (Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft).
v.l.: Kammer-HGF Dr. Axel Fuhrmann, BiBB-Präs. Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, ZDH-Präs. Otto Kentzler, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schlösser (Uni Siegen), Kammer-Vizepräs. Siegfried Schrempf, Dr. Heike Schmoll (FAZ), Prof. Dr. Otto Depenheuer (Uni Köln), Dr. Thomas Köster (Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft).

Gewisse Besserungstendenzen konstatierte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Otto Kentzler. Der Entwurf des jüngsten OECD-Gutachtens "Bildung auf einen Blick" transportiere erstmals die Einschätzung, dass die meisten hochwertig Berufsqualifizierten in Deutschland keine weitere akademische Qualifizierung wünschten und benötigten. Im Gegenteil: "Ein Teilnehmerrückgang im Bereich der beruflichen Fortbildung wird sich negativ auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland auswirken", zitierte Kentzler aus dem noch unveröffentlichten Papier.

Selbstbewusst konnten Kentzler und der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Friedrich Hubert Esser, auf ihren Anteil an diesem Auffassungswandel verweisen: Im "Deutschen Qualifizierungsrahmen für Lebenslanges Lernen" sei mit der Verankerung von Meistern und Technikern gemeinsam mit Bachelor-Abschlüssen auf der Stufe 6 (von 8) ein "bildungspolitischer Durchbruch" gelungen, so Kentzler. Damit habe der Erwerb beruflicher Handlungskompetenz erstmals gebührende Anerkennung als Bildungsziel erfahren. Eine überfällige Einsicht, denn - so Prof. Esser - "zur Bewältigung komplexer Arbeits- und Lebenswelten ist ein Handlungswissen notwendig, das vor allem durch Erfahrung und durch Aneignung entwickelt wird." Allerdings dürfe Bildung nicht als "Automatismus für Wachstum" fehlinterpretiert werden, ergänzte der Siegener Wirtschaftswissenschaftler Prof. Hans-Jürgen Schlösser (Uni Siegen) die Debatte differenzierend: "Wettbewerbs- und marktadäquate ordnungspolitische Rahmenbedingungen müssen gleichermaßen gesichert sein."

Prof. Reinhold Weiß vom BiBB arbeitete in seinem Vortrag Defizite der in den meisten Ländern verbreiteten Modelle beruflicher Qualifikation heraus ("Training on the job" in den USA und England; Verschulung in Südeuropa). Selbst Jahre nach der Anlernphase werde regelmäßig nur in der Minderheit der Fälle eine dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt erreicht; die Innovationsleistung der so Qualifizierten sei im Vergleich zu Absolventen des dualen Systems signifikant schwächer.

Diese Auffassung bekräftigten der Arbeitswissenschaftler Prof. Gerhard Bosch (Uni Duisburg-Essen), IG-Metall-Bildungsdezernent Dr. Klaus Heimann sowie Kammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann, der auch auf Modernisierungserfordernisse des dualen Systems der beruflichen Bildung aufmerksam machte. Ein engagiertes Bekenntnis der Landesregierung zur dualen Ausbildung legte Landesbildungsministerin Sylvia Löhrmann ab, die ein Grußwort sprach. Die Podiumsveranstaltung wurde von Dr. Heike Schmoll von der FAZ moderiert. Die argumentativen "roten Fäden" der Konferenz band abschließend der Leiter des Kompetenzzentrums Soziale Marktwirtschaft Dr. Thomas Köster zusammen.

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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