1. April 2022Handwerk plädiert für Stadt der kurzen Wege
Standortumfrage der Handwerkskammer: Betriebe sind gut erreichbar, vermissen aber Erweiterungs- und Ausweichflächen
Fragen der Stadtentwicklung treiben derzeit viele Kommunen um - von der Verkehrsplanung über die die Zukunft der Innenstädte bis hin zum Wohnungsbau und Klimaschutz. „Die Kommunen sind gut beraten, das Handwerk mit seinen Bedarfen und Potentialen richtig zu verstehen und in die strategischen Diskussionen eng einzubeziehen“, appelliert nun Andreas Ehlert, der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. Wer eine Stadt der kurzen Wege und wer lebendige, gemischte Quartiere haben will, der muss auch an Wohnraum für das Handwerk denken.“
Anders als die Industrie werden im Handwerk auch viele kleine Flächen und Standorte mit Nähe zu den Kunden benötigt. Auch eine gute verkehrliche Anbindung ist für die Betriebe eine entscheidende Voraussetzung, um zu Baustellen und Kunden zu gelangen. Schließlich gibt es im Handwerk auch viele emittierende Betriebe, die durch näher rückende Wohnbebauung und Nutzungskonflikte unter Druck geraten. „Wohn- und Gewerbeflächen-Eentwicklung müssen künftig gleichrangig berücksichtigt werden“, fordert Ehlert.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf unter Handwerksbetrieben in den niederrheinischen Großstädten Krefeld und Mönchengladbach und im Bergischen Städtedreieck Wuppertal, Solingen und Remscheid. Bereits im Vorjahr war eine ähnliche Umfrage von der HWK in der Landeshauptstadt Düsseldorf durchgeführt worden. Verdrängungseffekte, Mangel an Gewerbeflächen und Preisdruck sind in den fünf Großstädten erwartungsgemäß weniger stark ausgeprägt als in der Metropole Düsseldorf. Noch wichtiger als in Düsseldorf ist am Niederrhein und im Bergischen Städtedreieck die Anbindung über das Straßennetz. Auch die digitale Infrastruktur ist für das Handwerk ein zentraler Standortfaktor.
„Das Hauptproblem in allen fünf Städten ist für die Betriebe, dass Erweiterungsmöglichkeiten am vorhandenen Standort fehlen“, brachte Kammerpräsident Andreas Ehlert die Motive für die Standortsuche auf den Punkt. 72 Prozent der suchenden Betriebe gaben diesen Grund an. Knapp die Hälfte der betroffenen Betriebe nannte fehlende Parkflächen als Auslöser oder die Absicht, eine Immobilie kaufen zu wollen. Immerhin ein Viertel verwiesen auf einen Modernisierungs- und Investitionsstau am jetzigen Standort als Motiv. Von denen, die auf der Suche sind, braucht jeder fünfte eine schnelle Lösung innerhalb des nächsten Jahres.
Deutlich wird in der Umfrage, dass angesichts der Flächenknappheit auch mehrstöckige Gewerbeimmobilien und Kooperationsstandorte Lösungen bieten können. „Das kommt aber aus guten Gründen nicht für jeden Handwerksbetrieb in Frage“, betont Ehlert. „Deckentraglasten, Logistikanforderungen oder die Barrierefreiheit und Sichtbarkeit für Kunden oder Logistik sind hier die kritischen Punkte, die für viele Betriebe entscheidend sind.“ Die Studie untersuchte außerdem, ob auch Innenstadtstandorte für das Handwerk in Frage kommen. Das ist für ein Viertel der Handwerksbetriebe der fünf Städte grundsätzlich oder unter bestimmten Voraussetzungen interessant: „Nicht jedes Gewerk ist in zentraler Lage am richtigen Platz“, so Ehlert. „Aber insgesamt lohnt es sich schon, Handwerk in Innenstadtstrategien einzubeziehen. Handwerk kann hier Teil der Lösung sein, um die Zentren mit weniger Einzelhandel wieder attraktiver und lebendiger zu machen.“
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