Fachaustausch am 18. April 2024Zirkuläres Bauen ist ein Zukunftsthema des Handwerks

30 Teilnehmende aus Wissenschaft, Architektur und Handwerk diskutierten, ob das Bauhandwerk angesichts der klimapolitischen Herausforderungen vor einer Neuausrichtung steht und in welcher Weise auch baukulturelle Aspekte eine Rolle spielen müßten.

Gruppenfoto der Teilnehmenden am Symposium Fachaustausch Zirkuläres Bauen
HWK Düsseldorf

Das ganztägige Forum war von den Veranstaltern – dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), der Handwerk Düsseldorf sowie HANDWERK.NRW – nach drei Themenblöcken strukturiert worden:

Block I fokussierte sich auf verschiedenste Beispiele nachhaltigen, regionalen Bauens sowie auf die Einsatzmöglichkeiten digitaler Bauproduktion und Baudokumentation in diesem Kontext.

Block II thematisierte vorrangig das Themenfeld Zirkuläres Bauen sowie die derzeit gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen für eine mögliche Neuausrichtung sowohl des Planens (Architektur) als auch des Bauens (Handwerk).

Block III setzte sich, neben der Frage nach der im Handwerk vermittelten Gestaltungskompetenz, am spektakulären Beispiel des Kölner Doms bzw. dessen Dombauhütte mit dem Spannungsverhältnis des Bewahrens unter baukulturellen Vorzeichen einerseits bei gleichzeitigem Einsatz modernster Technologien wie Digitalisierung, Drohnen oder 3D-Druck andererseits auseinander. Dabei untermauerte Dombaumeister Peter Füssenich eindrucksvoll die offenbar auch heute noch zutreffende Erkenntnis: „Dombauhütten sind immer Innovationsbetriebe gewesen.“

Dieser Befund spiegelte in gewisser Weise ein zentrales Ergebnis der Gesamtveranstaltung wider, in dem Sinne, dass im Laufe der Veranstaltung bereits früh deutlich geworden war, dass die Teilnehmenden des Symposiums keinen strukturellen Gegensatz zwischen Baukultur und Bauhandwerk erkennen konnten. Dementsprechend wurde das Handwerk von den Teilnehmernden durchaus als „baukultureller Akteur“ betrachtet.

Konsequenterweise folgerte die Berliner Architektin Margit Sichrovky (LXSY Architekten): „Zirkuläres Bauen ist ein Zukunftsthema des Handwerks.“ Die Teilnehmenden hielten entsprechende Anpassungen des Bauhandwerks grundsätzlich für durchaus vorstellbar, zum Teil sogar für zwingend geboten. Dabei ließen die insgesamt zehn Vorträge sowie die diesen jeweils folgenden, äußerst lebendigen Diskussionen deutlich werden, dass und wie lang die Liste der dabei in den Blick zu nehmenden Parameter ausfällt: Die einschlägigen Stichworte reichten vor dem Hintergrund der anzustrebenden Nachhaltigkeit von der Vielfalt der einsetzbaren Materialien wie beispielsweise Holz, Blech oder (Industrie)Glas, bei möglichst vorrangiger Verwendung von Materialien aus der Region („Regionalität“) sowie auch sog. Sekundärbaustoffe, über die Vorteile einer Digitalen Baudokumentation bis hin zu notwendigen rechtlichen Veränderungen und anderem mehr.

Ungeachtet dieses Konsenses wurden jedoch auch unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Plenums erkennbar:

  • Bringen beispielsweise (Architektur)Wettbewerbe eher Einschränkungen mit sich, was kreative Materialverwendung oder Gestaltungen in baukultureller Hinsicht anbelangt, oder verkürzen sie die Planungsphase und wirken erkenntnisfördernd?
  • Sind Standardisierungen anzustreben oder verbieten sie sich von selbst(?), denn: „Es kommt immer wieder Neues, da kann man nicht standardisieren“, so zumindest die Auffassung von Anica Meins-Becker von der Universität Wuppertal.
  • Sind rechtliche Rahmenbedingungen wie DIN-Normen, Allgemein anerkannte Regeln der Technik, HOAI oder gar das Öffentliche Baurecht eher Hemmnis oder „Chance für Handwerk und Baukultur“(?), wie Florian Hartmann vom Westdeutschen Handwerkskammertag auszumachen meinte.

Diese und andere Diskussionspunkte änderten nichts an der im Plenum weitverbreiten Auffassung, dass es durchaus Lösungsansätze gebe, um gemeinsam voranzukommen. Entscheidend hierfür sei neben „ganz ganz viel Kommunikation“ vor allem auch eine „klarere Organisation bezüglich der Rollenverteilung“ innerhalb des Planungs- bzw. des Bauprozesses. Beides mit gegebenenfalls allen Beteiligten: dem Bauherrn, dem Architekten, dem Handwerker, mitunter der Kommune oder auch dem Denkmalamt etc.

Mit Blick auf das Handwerk von besonderer Bedeutung auch die Erkenntnis bzw. die Forderung von Petronella Prottung, der Leiterin der Akademie für Handwerksdesign und Formgebungsberatung Gut Rosenberg (Aachen), dass das Handwerk seine Gestaltungskompetenz innerhalb der beruflichen Bildung unbedingt ausbauen müsse, und dies „eben nicht nur in der Weiterbildung, sondern auch in der Ausbildung“.

Angesichts der zahlreichen wertvollen Impulse, die die Veranstaltung geliefert habe, wurde von mehreren Teilnehmenden der Wunsch laut, die Zusammenarbeit doch in der ein oder anderen Weise fortzusetzen. Bei grundsätzlicher Offenheit des Plenums diesbezüglich wurde eine Entscheidung hierüber wie auch über die eventuelle Erstellung einer Publikation der Veranstaltung zunächst noch vertagt.

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