
24. Juni 2025Bereitschaft zu unternehmerischer Selbstständigkeit getrübt
Umfrage der HWK Düsseldorf unter Vorjahres-Absolventen der Meisterfortbildung
21,4 Prozent der Absolventen der Meisterfortbildung im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf bezeichnen die äußeren Voraussetzungen, um Unternehmerin oder Unternehmer zu werden, als derzeit „schlecht“ oder „sehr schlecht“, so das Ergebnis einer Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf unter knapp eintausend (Panel: 925) erfolgreichen Fortbildungsteilnehmern des Jahres 2024 im HWK-Bezirk (Rücklauf = 351). Das sind 8,2 Prozentpunkte mehr als bei einer identischen Vorläuferumfrage ein Jahr zuvor. Als „gut“ oder „sehr gut“ identifizieren aktuell weniger als 30 Prozent (29,4 %) der Befragten die Bedingungen für eine Existenzgründung in beruflicher Selbstständigkeit - ein Rückgang um 2,4 Prozentpunkte. „Der äußere Rahmen für eine Existenzgründung oder Betriebsübernahme wird aktuell noch einmal etwas widriger beurteilt. Das ist erneut eine für die Dynamik unserer Volkswirtschaft bedenkliche Rückmeldung. Und sie kommt aus besonders berufenem Mund: den Absolventen der Meisterschule, der wichtigsten Unternehmerschule des Landes, die sich im Rahmen ihrer Fortbildung ja gezielt auf eine Existenzgründung vorbereiten“, kommentierte der Präsident der HWK, Andreas Ehlert, anlässlich eines Pressetermins vor der 76. Meisterfeier der Kammer das Feedback der Jungmeisterinnen und -Meister. Die Erhebung wurde im Mai und bis Anfang Juni, also nach Konstituierung der neuen Bundesregierung, durchgeführt.
Wust an Auflagen und Dokumentationspflichten bremst unternehmerischen Elan
Unter den hemmenden Herausforderungen einer Entscheidung für eine eigene Betriebseröffnung oder -Übernahme wird ein „hoher bürokratischer Aufwand“ mit 64,7 Prozent der Nennungen mit großem Abstand am häufigsten genannt. Im Jahr zuvor hatten noch 58,2 % der damaligen Meisterabsolventen den Bürokratie-Faktor als Hauptherausforderung bezeichnet. Bei einer vergleichbaren Umfrage im Meisterprüfungsjahrgang 2008 im Kammerbezirk Düsseldorf hatten noch weniger als halb so viele der damaligen Absolventen (30,2 %) die administrative Belastung („hohe rechtliche Auflagen und Bürokratie“) als starkes Gründungshemmnis moniert. „Ob allumfassender Datenschutz, ausuferndes Beauftragtenwesen oder schlicht die Sorge vor rechtlichen Problemen: die Überfülle an administrativen Handlungspflichten und Dokumentationsvorschriften ist für kaum ein kleines oder mittleres Unternehmen noch überblickbar, geschweige denn minutiös zu beachten,“ kritisierte Ehlert Auswüchse des Behördenstaats.
„Der Unternehmensbestand und die Beschäftigung auch in den kleineren Branchen, eine flächendeckende Versorgung mit handwerklichen Gütern und Dienstleistungen und der immense Transformationsbedarf an den Infrastrukturen hängen davon ab, dass Gründungswillige auch gründen und Betriebsnachfolger auch übernehmen. Der von der neuen Regierungskoalition beschlossene Bürokratierückbau kommt deshalb keine Minute zu früh und muss in voller Konsequenz umgesetzt werden.“
Dabei verspricht sich das Handwerk greifbare Entlastung einerseits von der angekündigten generellen Kürzung der Bürokratielast für KMU um 25 Prozent national und um 35 Prozent auf EU-Ebene. Und besonders von einem ebenfalls vorgesehenen Moratorium für die ausgeuferten Berichts- und Statistikpflichten. Ein solches hatte die Kammer im Licht der Ergebnisse der damaligen Jungmeisterumfrage bereits vor einem Jahr angemahnt.
Auch Fachkräfteengpass und hohe Steuerbelastung hemmen jeden zweiten Gründungswilligen
Die Kammerumfrage im aktuellen Meisterjahrgang förderte neben dem Bürokratieproblem noch einige andere häufig benannte Hemmfaktoren für eine Existenzgründung zutage. Die von den adressierten Jungmeisterinnen und -meistern am zweithäufigsten bekundete Sorge galt der weiterhin problematischen Fachkräftesuche (47,7 Prozent), knapp gefolgt von der Erwartung einer allzu hohen Besteuerung (46,3 Prozent) des Unternehmens.
Der Steuerlast wurde dabei – wie auch der Faktor der Aufwendungen für Sozialabgaben – häufiger als Hindernis angekreuzt als vom vorangegangenen Meisterjahrgang (Steuerlast: plus 4,3 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage 2024; Sozialabgaben: plus 1,6 Prozentpunkte; insgesamt 23,8 Prozent der Antwortenden kreuzten letzteren Punkt an).
Weniger häufig als Gründungshindernis bezeichnet wurden diesmal dagegen die Energiekosten (von 10,0 % der Antwortenden, Umfrage 2024: 18,4 %) sowie der Fachkräfteengpass, den ein Jahr zuvor noch 58,6 Prozent der Meisterprüfungsteilnehmer als vorrangiges Problem markiert hatten.
Als „glücklichen Umstand“ wertete der Handwerkspräsident in diesem Zusammenhang, dass der Anteil der gründungswilligen unter den Meisterabsolventen ausweislich der HWK-Umfrage vorerst ein konstantes Niveau zeigt. Die Quote der zu unternehmerischer Selbstständigkeit Bereiten oder bereits entsprechend Tätigen liegt im aktuellen Meisterjahrgang 2024 wie im Vorjahr bei 50 Prozent.
Strukturreformen dulden keinen Aufschub
„Unsere Meisterbefragung untermauert, wie dringlich nicht nur die angekündigten Maßnahmen der neuen Bundesregierung zur Bürokratieentlastung der Wirtschaft sind. Der wirtschaftspolitische Erfolg der Koalition wird auch maßgeblich davon abhängigen, ob sie in der Steuer- und der Sozialpolitik nachzieht. Denn hier lässt der Koalitionsvertrag noch Ambition missen: Das gilt für die Einkommensteuer, wo eine notwendige Entlastung für die Masse der inhabergeführten Personengesellschaften, für die diese Steuerart ja zugleich die Unternehmensteuer ist, bislang schlicht übersehen worden ist. Und es gilt für die überfällige Sanierung des Sozialversicherungs-systems, denn die auf Rekordniveau gekletterten Sozialabgaben überfordern Betriebe wie Beschäftigte – und erst recht die nächste Generation“, drängte der Präsident der HWK Düsseldorf Andreas Ehlert am Dienstag auf Tempo bei den Strukturreformen.