(v. l.): Jahresbestmeister Manuel Weidler, Kammerpräsident Andreas Ehlert und Jahresbestmeister Florian Zylka
Wilfried Meyer
(v. l.): Jahresbestmeister Manuel Weidler, Kammerpräsident Andreas Ehlert und Jahresbestmeister Florian Zylka

24. Juni 2025Führungselite im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper wächst um 925 Meisterinnen und Meister

Jeder zweite Absolvierende will gründen, fast alle streben Ausbilder-Rolle an

An der Akademie der Handwerkskammer Düsseldorf haben im vergangenen Jahr 925 Aspirantinnen und Aspiranten eine Meisterprüfung bestanden. Damit erreicht die Zahl der Absolvierenden der wichtigsten Aufstiegsfortbildung des deutschen Bildungssystems im Regierungsbezirk Düsseldorf nach der Corona-Delle erneut annähernd das langjährige Level von gut 900 Abschlüssen. Die HWK-Akademie ist mit zwei Dutzend Meisterschulen die größte Qualifizierungsschmiede einer Kammer in Deutschland. Die erfolgreichen Prüflinge werden am Samstag, 28. Juni im PSD-Bank-Dome in Düsseldorf ihre begehrten Meisterurkunden in Empfang nehmen. 17 von ihnen erhalten als jahresbeste Prüfungsabsolventen mit einem Notenschnitt von „2“ und besser ihren Brief aus den Händen von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann auf offener Bühne. Laumann hält auch die Festrede zur diesjährigen zentralen Düsseldorfer Meisterfeier. Die HWK erwartet zur 76. Auflage einer der jährlich größten Saalveranstaltungen des deutschen Handwerks insgesamt rund 2.500 geladene Gäste.

Für die Konstanz bei den Teilnehmerzahlen an der Meisterfortbildung trotz kleiner werdender Alterskohorte macht die Kammer drei Ursachen geltend: Zum Einen lässt der hohe Transformationsdruck auf die bauliche und energetische Infrastruktur des Landes in vielen technischen Handwerksberufen, die eine bestandene Meisterprüfung voraussetzen, grundsätzlich für die Zukunft erhöhte Marktchancen in unternehmerischer Selbstständigkeit erwarten. Die stabile Anziehungskraft der Meisterfortbildung hänge aber auch mit deren „inzwischen sehr attraktiver“ Förderung zusammen, betonte der Präsident der HWK Andreas Ehlert am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld der 76. Meisterfeier der Kammer.

Verbesserte Meisterförderung stabilisiert Fortbildungsteilnahmen

So haben alleine im Kammerbezirk Düsseldorf bereits mehr als 2.000 Handwerkerinnen und Handwerker mit bestandener Meisterprüfung vom neuen Landesförderprogramm „Meisterprämie“ profitiert. Ehlert: „Zudem sind die behördlich verursachten Verzögerungen bei der Beantragung und Auszahlung von Meister-BAföG inzwischen Geschichte.“ 

In 27 Berufen vom Augenoptiker bis zur Zahntechnikerin haben Berufstätige im Handwerk eine Meisterschule besucht. Sie erwarben ihre Qualifikation in zusammengerechnet 1,5 Mio. Unterrichtsstunden. Nicht zuletzt die für die Energiewende am Gebäude benötigten Gewerke an Rhein, Ruhr und Wupper erhalten in diesem Jahr zahlreichen Führungskräfte-Nachwuchs: 84 erfolgreiche Meisterprüflinge zählt alleine das SHK-Handwerk, 74 das mit Dämmputzen befasste Maler- und Lackierer-Gewerbe und 72 das für effiziente Gebäudesteuerung zuständige elektro- und informationstechnische Handwerk. Einen regelrechten Popularitäts-Sprung unter jungen Handwerkerinnen und Handwerkern hat jedoch vor allem der Meisterbrief in der Augenoptikbranche erfahren; der Gesundheitsberuf stellt mit 90 erfolgreichen Meisteraspiranten (2022: 62) mittlerweile die drittstärkste Kohorte; nur noch knapp übertroffen von den Absolvierendenzahlen im Friseurgewerbe, in dem in 2024 91 Kursteilnehmende das Prüfungsziel erreichten. Meisterberuf Nr. 1 bleibt das kraftfahrzeugtechnische Handwerk. Annähernd jede fünfte Jungmeisterin oder Jungmeister (175, entspricht 19 Prozent) findet sich im größten Mobilitätsberuf.

Meisterjahrgang 2024 ist jünger und internationaler

51 Junghandwerkerinnen und -handwerker haben ihre Meisterqualifikation in einem zulassungsfreien Handwerk erworben – und stärken damit als Unternehmer und „gelernte“ Ausbilder die Qualifizierungskette in einer Branche ohne Meistervorbehalt für die selbstständige Berufsausübung (z. B. im Bestatterhandwerk, als Sattler oder Feintäschnerin oder im Holz- und Bautenschutzgewerbe).

Der Meisterjahrgang 2024 ist anderthalb Jahre jünger als seine Vorläufer der vorangegangenen drei „Durchläufe“: Das Durchschnittsalter der nachrückenden Meisterinnen und Meister beträgt 28 Jahre. 183 Handwerkerinnen haben eine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt; damit war exakt jeder fünfte Absolvent weiblichen Geschlechts (Vorjahr: 23 %); die HWK erklärt den leichten Rückgang mit rückläufigen Belegungszahlen bei der Meisterfortbildung im Friseurhandwerk.

Unverändertes Renommee genießt der Meisterabschluss international: 76 der 925 Absolventen (Quote: 8,2 %; nach je 7% in den beiden Vorjahren) haben einen ausländischen Pass. Sie stammen aus 31 und damit so vielen verschiedenen Ländern wie noch nie, darunter 13 Absolvierende aus der Türkei, 8 aus dem Iran und 3 aus der kriegserschütterten Ukraine. Der „weitgereisteste“ Jungmeister kommt aus Bangladesh; Masum Munshi kann seinen Meistertitel als Kfz-Techniker jetzt weltweit als Nachweis seiner besonderen Qualifikation einsetzen.

Hierzulande sind die in absoluten Zahlen mit Abstand meisten Jungmeisterinnen und -meister im Kreis Mettmann zuhause (80), 59 im Rhein-Kreis Neuss, 53 im Kreis Viersen und 52 in Düsseldorf. Der Kreis Wesel meldet 51 Absolventinnen und Absolventen.

Kammerumfrage legt unverändert ausgeprägte prinzipielle Gründungsneigung offen

Eine Umfrage der Kammer unter allen Absolvierenden bestätigt einmal mehr die überragende Rolle der Meister- als Unternehmerschule: Jeder zweite Jungmeister oder Jungmeisterin plant nach eigenen Angaben (entweder grundsätzlich oder konkret in den nächsten drei Jahren) eine Unternehmensgründung oder -übernahme oder hat diesen Schritt sogar bereits vollzogen. Noch einmal deutlich stärker ist die Bereitschaft ausgeprägt, frisch erworbenes Wissen und Fertigkeit auf Meisterniveau an den Nachwuchs weiterzugeben: 92 Prozent der Jungmeisterinnen und Jungmeister wollen später selbst ausbilden.

Handwerkspräsident Andreas Ehlert: „Der Meisterjahrgang 2024 zeigt alle 'genetischen Merkmale', die die Leistungselite im Handwerk traditionell auszeichnet: an der Vervollkommnung des eigenen Könnens interessiert und unverändert oft bereit dazu, dieses in beruflicher Unabhängigkeit und auf eigene Rechnung am Markt zu realisieren. Jetzt müssen sich nur die politischen Rahmen-bedingungen für unternehmerische Selbstständigkeit insbesondere die unproduktiven Kosten und Aufwände für Gründende und inhabergeführte Unternehmen wieder bessern.“