Pressemitteilung Nr. 29 d vom 22.5.2016Kammer meldet stabile Existenzgründungsentwicklung

Im Jahr 2015 4868 neue oder von Gründern übernommene Handwerksfirmen
Ehlert: Frauenspezifischere Beratung durch die Kammer trägt erste Früchte

Selbstständige Existenzen werden vor allem in Krisenzeiten gegründet - oftmals, um einer drohenden oder bereits eingetretenen Arbeitslosigkeit zu entgehen. Anders im Handwerk: im Kammerbezirk Düsseldorf blieb die Zahl der Firmenneugründungen oder von Gründern fortgeführten Unternehmen im vergangenen Jahr auf dem Niveau der Vorjahre - trotz kleiner werdender Alterskohorte im typischen Gründeralter und einer anhaltenden Phase der Hochkonjunktur.

Insgesamt 4.868 Handwerkerinnen und Handwerker machten sich im Jahr 2015 im Kammerbezirk Düsseldorf frisch selbstständig. Im Schnitt der Jahre 2012 bis 2014 hatte die Kammer 4.778 Existenzgründungen pro Jahr registriert. Die Kammer führt die stabile Gründerentwicklung nicht zuletzt auf ihr ausdifferenziertes Beratungsangebot für die Klientel zurück. Sie unterhält seit Jahren zwei STARTERCENTER NRW zur Erstberatung und elektronischen Gewerbe- und Versicherungsanmeldung an den Standorten Düsseldorf und Oberhausen; außerdem betreibt die HWK eine strategische und kaufmännische (Intensiv-)Beratung von Gründern. Die Consultingspezialisten führten in den beiden vergangenen Jahren 750 (2015) bzw. 777 solcher Intensivberatungen durch; 10 bis 20 Prozent mehr als in den Jahren zuvor. "Damit geht inzwischen jede 5. Neugründung im Bezirk durch die Hände eines unserer 12 Beratungsprofis", informierte der Präsident der Kammer, Andreas Ehlert, die Öffentlichkeit in einem Pressegespräch im Vorfeld der 67. zentralen Meisterfeier der Kammer über Besonderheiten der Start-up-Statistik des Handwerks an Rhein, Ruhr und Wupper.

Darüber hinaus beriet die Anlaufstelle 660 übergabewillige Betriebsinhaber, was in allen Fällen, in denen Nachfolge-Interessenten bereits anstanden, auch deren Beratung mit einschloss. Knapp 6.000 Einmal-Kontaktnahmen mit Gründern und Nachfolge-Kandidaten vervollständigen das Bild. 26 Prozent aller betreuten Existenzgründer waren Frauen. "Angesichts eines Gesamt-Anteils frauengeführter Betriebe im Handwerkskammerbezirk von 24 Prozent verweist dieser Wert auf ein leicht gestiegenes Interesse von Handwerkerinnen an unternehmerischer Eigenständigkeit", betonte Ehlert, der die Entwicklung als "erstes Indiz für eine erfolgreiche Gender-Akzentsetzung bei der Gründungsberatung", würdigte. Zusätzlich zu zwei Dutzend Einführungsveranstaltungen und zehn Vertiefungs-Workshops für alle Gründungswilligen hatte die Kammerbetriebsberatung im Vorjahr erstmals einen Schwerpunkt-"Aktionstag Frauen gehen in Führung" für Unternehmerinnen, Gründerinnen, Nachfolgerinnen und weibliche Führungskräfte veranstaltet; dazu 4 Sonder-Sprechtage zu Fragen der Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie, gemeinsam mit "Competentia NRW", dem regionalen Förderzentrum der Landesinitiative "Frau und Wirtschaft" des NRW-Ministeriums für Gleichstellung. Der erfolgreiche Aktionstag wird nun in dichterer Frequenz und thematisch ausdifferenziert fortgesetzt.

Trotz des Erfolgs: Um ein ausreichendes Aufkommen an qualifizierten Betriebsübernehmern zu generieren, müssten sich die Kohorten an nachrückenden Meister/-innen und Gründungswilligen "glatt verdoppeln", konstatierte Ehlert. Immerhin: Die Absolventenzahlen an der Meisterschule sind ebenso leicht - um 8 Prozent - gestiegen wie die Neigung unter den Absolventen, sich selbstständig zu machen. Diese wuchs ausweislich einer Umfrage unter allen 1028 erfolgreichen Meisterprüflingen des Jahres 2015 im Kammerbezirk erstmals seit Jahren wieder; wenn auch nur geringfügig, von 45 auf 46 %. "Das ist positiv, die Aufwärtsbewegung genügt aber noch nicht, um den bevorstehenden Generationswechsel an der Spitze der Handwerksunternehmen aufzufangen", mahnte Ehlert. "Im Gegenteil: Die Lücke wird größer. In der Nachfolgeberatung der Kammer nimmt der Mangel an potentiellen Nachfolgern immer mehr Raum ein", berichtete Ehlert. In den kommenden 5 Jahren sei für mehr als 9.000 Betriebe, deren Inhaber 60 Jahre und älter ist, die Firmennachfolge "derzeit noch ungeklärt." Um die Gründungsbereitschaft anzukurbeln, erarbeitet die Kammer derzeit ein Konzept, mit dessen Hilfe sie das Nachfolger-Potenzial weiter verbreitern will. Ein wichtiger Aspekt darin betrifft die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und wird im Kern darin bestehen, mit einem strukturierten Beratungsangebot Bacheloren und Umsteiger aus dem Studium, aber auch Handwerker, die nach ihrer Ausbildung zum Gesellen oder Meister noch ein Studium anhängen, gezielt auf die Perspektive einer Unternehmensgründung vorzubereiten.

Zum anderen klärt die HWK ihre Handwerksunternehmer über eine im April erstmals aufgelegte Info-Veranstaltung über die Dringlichkeit zusätzlicher Altersvorsorge auf: "Viele Inhaber geben den Steuerknüppel nicht ab, weil sie kein auskömmliches Renteneinkommen erwarten. Sie unterlassen in dieser Zeit oft selbst Ersatzinvestitionen und gehen erst dann auf Nachfolgersuche, wenn die Betriebsfortführung praktisch unrentabel geworden ist. Aber nur wirtschaftlich leistungsfähige Firmen finden Interessenten", mahnte Ehlert.

Konrad Alexander Europawahl

Alexander Konrad

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