Portrait von Kilian Poth vor einem Regal mit Brettern.
HWK Düsseldorf

Jahresbestmeister 2021Kilian Hubertus Poth, Holz- und Bautenschützer

Kilian Poth stammt aus Marmagen, einem kleinen Ort der Gemeinde Nettersheim in der Eifel. In der Schulzeit stellte er früh fest, „dass sich einzig und allein mit theoretischem Wissen kein Vogelhäuschen bauen“ ließ, weswegen sein Wahlfach „Technik“ wurde; hier sah man immerhin handfeste Resultate … Geprägt von einer Familie, die fest mit dem Handwerk verwurzelt ist, begann er 2008 seine Ausbildung zum Stuckateur „in unserem familiengeführten Traditionsunternehmen.“ Nach drei Jahren erhielt Poth 2011 seinen Gesellenbrief als Innungsbester seines Jahrgangs.

Danach lag der Fokus darauf, berufliche Erfahrung zu sammeln und erlerntes Wissen auszubauen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Matthias trat Kilian Poth in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters: 2016 wurden die beiden Brüder Geschäftsführer des 1950 gegründeten Unternehmens. Einen weiteren Stuckateurmeister auszubilden, so Poth, habe für sie wenig Sinn gemacht, da es bereits drei Stuckateurmeister im Unternehmen gab. Außerdem reizte ihn persönlich die Arbeit am Gebäudebestand mehr als der Neubau – „ganz nach dem Motto: zeitgeschichtliche Unikate erhalten, statt seelenlose Neuware produzieren“. So begann er 2019 seine Meisterausbildung im Holz- und Bautenschützerhandwerk (Teil I und II) bei der Handwerkskammer Düsseldorf (in Teilzeit). Fachkaufmann und die Ausbildereignung (Teil III und IV) absolvierte er bei der Handwerkskammer Aachen in Vollzeit.

Holz- und Bautenschützer Kilian Poth lehnt an einem Regal mit Werkzeugen.
HWK Düsseldorf

„Ich muss gestehen, dass es sehr viele Tage gab, an denen der nötige Schlaf fehlte.“

„2021 war für mich persönlich ein Jahr der Extreme“, erinnert sich der Handwerksmeister. An das rastlose Hin und Her zwischen pandemiebedingtem Home-Schooling, den Schulungs-bzw. Prüfungsräumen der Handwerkskammern Aachen und Düsseldorf und dem Firmensitz in Zingsheim hatte er sich langsam, aber sicher gewöhnt, so Kilian Poth. Als jedoch im Juli 2021 viele seiner Heimatorte von der Hochwasserkatastrophe getroffen wurden, änderte sich alles: „Fast jeder Mensch, den man kannte, war betroffen: Familie, Freunde, Mitarbeiter, deren Angehörige und Nachbarn – und das straßenzugweise.“

Was macht man nun als regionales Sanierungsunternehmen mit 17 Beschäftigten? „Wir setzen Prioritäten und krempeln uns die Ärmel hoch!“ hieß es bei Poth. Ehrenamtlich hat die Firma die eigenen Kettenbagger, Radlader, LKWs, Schuttcontainer, Stromerzeuger, Wasserpumpen und ihren großen Handmaschinenpark mobilisiert. Die Mitarbeiter gingen auf die Straßen, um dort anzupacken, wo die Betroffenen aus eigenen Kräften nicht mehr weiterkamen. Über die darauffolgenden Tage, Wochen und Monate folgte dann eine weitere Überflutung; nun jedoch in Form von Sanierungsanfragen und Hilferufen via Mobiltelefon, E-Mail usw.

Ach ja, da war doch noch was: Es standen zum Jahresende 2021 noch die letzten Meisterprüfungen an. Bis es soweit war, rangen Herz und Verstand bei Kilian Poth täglich um seine Kapazitäten. Lernen oder Hilfe leisten? Glücklicherweise, so der Nettersheimer, standen ihm viele großartige, loyale Menschen in dieser schwierigen Zeit zur Seite – die maßgeblich dazu beitrugen, dass er seine Prüfung als Jahresbester ablegen konnte.