Portrait von Meike Klein mit einem Sattel auf dem Arm und neben einem Pony.
Kim Kärger

Jahresbestmeisterin 2021Meike Klein, Sattlerin

Für „Draußenkind“ Meike Klein, gerne unterwegs mit dem eigenen Pony, ging es nach dem Abitur von der VW-Stadt Wolfsburg in die Landeshauptstadt Hannover. Dort studierte sie zunächst Sozial- und später Politikwissenschaften; beide Studiengänge machten sie aber nicht glücklich. Zu viel Theorie und Auswendiglernen, zu wenig Handlungsfähigkeit und Praxisbezug. War zuvor die zaghafte Idee, eine Handwerksberuf zu erlernen, stets vom Umfeld erstickt worden, sagte sie sich nun, nachdem sie frustriert das Studium geschmissen hatte: „Immerhin kannst du jetzt endlich machen, worauf du wirklich Lust hast.“ Lust hatte sie auf ein Praktikum in der Sattlerei Höpfner, das sich ihr 2013 bot; daraus wurde ein Praktikumsjahr (die einzig verfügbare Lehrstelle war bereits besetzt), in dem sie fachlich wie menschlich „eine riesige Menge“ lernte. Im Anschluss begann Meike Klein ihre Lehre zur Reitsportsattlerin, die sie als Jahrgangsbeste mit 99,8 % in der Praxis abschloss. Da sie der klassische Sattelbau, der bei Höpfner noch immer in traditioneller Handarbeit praktiziert wird, schon immer begeistert hat, blieb sie.

„Die Komponenten Pferd, Reiter, Sattel zueinander zu bringen, ist spannend und herausfordernd: Hat man es doch mit zwei Lebewesen zu tun – und einem Handwerksprodukt, das beide vereinen soll.“

Trotz Spaß an ihrem Handwerk, Erfahrung im Ausbilden und anteilig an der Organisation des Betriebs habe sie die Notwendigkeit, den Meister zu machen, nicht eingesehen. Im Angestelltenverhältnis und in einem zulassungsfreien Beruf tätig, hätte sie sich auch ohne Meisterbrief jederzeit selbstständig machen können. Was sie handwerklich konnte und was nicht, brauchte ihr auch niemand zu erklären. Der Grund für ihre „relativ spontane Anmeldung zur Meisterprüfung“: Als Gesellin, insbesondere als Frau, werde man sowohl von Kunden als auch von Kollegen anscheinend weniger ernst genommen. „Seit ich meine dienstlichen E-Mails nun mit ‚Sattlermeisterin‘ unterschreibe, ist das nicht ein einziges Mal mehr vorgekommen.“ Den Blick der Dame, die sie (immerhin über 30) ansprach, „Mädchen, rufen Sie erstmal den Meister!“ und der sie mit „Steht vor Ihnen“ antwortete, werde sie nie vergessen!

Noch immer ist Meike Klein im Maßsattelbau bei Höpfner tätig, hauptsächlich in Entwurf, Fertigung und als Werkstattleitung. Obwohl sie also nur sehr wenig am Pferd arbeitet, bildet sich die Sattlermeisterin ständig auch in Anatomie und Bewegungslehre fort. Bei allem Augenmerk auf durchdachtem, präzisem Handwerk sei „auch ein perfekt gefertigter Sattel wertlos, wenn er Pferd oder Reiter nicht passt“. Die Komponenten Pferd, Reiter, Sattel zueinander zu bringen, ist stets spannend und herausfordernd: Hat man es doch mit zwei Lebewesen zu tun – und einem Handwerksprodukt, das beide vereinen soll. Ein Produkt, das noch dazu ökologisch sinnvoll ist, weil regional und langlebig gefertigt. Das „Wegwerfprodukt“, sei schon lange nicht mehr en vogue, so Meike Klein – individuelle Sattel- und Lederwaren, 100 % made in Germany, hingegen machen sie täglich einfach glücklich.