Für Gründer und Betriebe
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12. Mai 2023Meisterinnen und Meister gründen langlebiger

Gros der 2017 neu eingetragenen Firmen mit qualifizierten Inhabern überdauert auch in krisenhaftem Umfeld - Kammer bekämpft Mangel an Betriebsfortführungen konzentriert mit „Nachfolgeakademie“

Existenzgründungen von Meisterhand sind deutlich wetterfester als Unternehmens-Eröffnungen durch schwächer Qualifizierte. Das ist das zentrale Ergebnis einer sekundärstatistischen Auswertung aller Unternehmenseinträge ins Handwerksregister der Handwerkskammer Düsseldorf aus dem Jahr 2017. Fünf bis sechs Jahre nach Geschäftseröffnung haben sich im Vollhandwerk (Anlage A der Handwerksrolle) zwei Drittel (66,2 %) der von Meisterinnen und Meistern gegründeten oder übernommenen Unternehmen erfolgreich am Markt behauptet. Ähnlich gut ist mit 63 Prozent die Permanenz von GmbH´s aus demselben Eintragungsjahr. Diese Rechtsform setzt als Betriebsleitung ebenfalls eine Meister- oder vergleichbare Qualifikation voraus. Unter Einschluss der zulassungsfrei betreibbaren Handwerksberufe und Nebengewerbe waren am 1.1.2023 noch 37 Prozent aller Handwerksgründungen des Jahres 2016 im HWK-Bezirk Düsseldorf aktiv.

Zum Vergleich: Bei den sogenannten Start-Ups der übrigen Wirtschaft scheitern mehr als 80 Prozent (Quelle: Gründerpilot 2021) bereits binnen drei Jahren. „Die Meisterschule ist die Unternehmerschule der gewerblichen Wirtschaft. Sie macht den Unterschied,“ brachte HWK-Präsident Andreas Ehlert am Freitag das Untersuchungsergebnis vor Journalisten in Düsseldorf auf den Punkt.

Im konjunkturstarken Bezugsjahr der Sondererhebung, 2017, waren insgesamt 8308 Unternehmen neu in die Handwerksrolle eingetragen worden. Insgesamt ist die Verbleibsquote der vor sechs Jahren neu gegründeten oder übernommenen Handwerksunternehmen im Vergleich zur letzten Untersuchung aus dem Jahr 2021 von 36,1 auf 36,7 % leicht gestiegen. „Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Multi-Krisen der letzten Jahre aus Corona-Pandemie, Materialknappheit, Energiekostenexplosion und Fachkräfte-Engpass die Unternehmensführung in praktisch allen Handwerksbranchen beeinträchtigt und das unternehmerische Risiko erhöht haben,“ betonte Kammerpräsident Ehlert. Umso erfreulicher, dass sich zuletzt auch das Aufkommen an qualifizierten Neugründungen im (meisterpflichtigen) Vollhandwerk positiv entwickelt hat. In der Anlage A der Handwerksrolle wurden 1.313 Neueintragungen gezählt – der zweithöchste Wert der letzten zehn Jahre.

Die erhöhte Gründungsneigung und Persistenz führt die HWK nicht zuletzt auf eine immer intensiver genutzte Betriebsberatung zurück. Im vergangenen Jahr entfielen alleine 70 Prozent der knapp 2.000 persönlichen Betriebsberatungen durch die Kammer-Experten auf die Begleitung von Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen. Damit konnte die Anlaufstelle immerhin gut jede dritte Neugründung und Betriebsübernahme durch eine Existenzgründerin oder einen Gründer im Bezirk konkret unterstützen. Eine kammerinterne Nachverfolgung der von den Gründungs- und Nachfolge-Spezialisten der HWK begleiteten Geschäftseröffnungs- und Übernahmeprojekte ergab, dass mehr als drei Viertel von ihnen sich anschließend mindestens fünf Jahre am Markt behaupten konnten.

Die Handwerkskammer weist im Übrigen gesondert auf die guten Chancen einer Existenzgründung im Modus der Unternehmensnachfolge hin. „Bei jedem fünften Handwerksbetrieb stellt sich aktuell die Frage, ob eine Übergabe oder die Schließung ansteht, da die Inhaber über 60 Jahre alt sind.“ Firmen-Übernahmen, ob innerhalb der Familie oder durch einen Externen, seien „mit besonders guten“ Erfolgsaussichten verbunden, so Ehlert: 6 von 10 übernommene Betriebe reüssierten nach der statistischen Sonderauswertung der Kammer langfristig.

Um Handwerkerinnen und Handwerker, Meisterinnen und Meister, aber auch Studienzweifler und Quereinsteiger für das – so Ehlert - „immense Selbstverwirklichungspotenzial der Unternehmens-nachfolge“  aufzuschließen und gezielt auf diese Option vorzubereiten, hat die Handwerkskammer Düsseldorf bereits vor zwei Jahren mit Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums eine Kampagne unter dem Titel „Genau mein Ding!“ gestartet - mit zahlreichen, kostenlosen Informationsangeboten und individueller Beratung der Zielgruppen. Fester Bestandteil des Programms sind Online-Workshops zu den Beachtlichkeiten speziell bei der Betriebsnachfolge und eine „Nachfolgeakademie“ mit Trainings-workshops zur Stärkung der individuellen Voraussetzungen und Gründungs-Vorbereitung. In Gruppen- und Einzelcoachings arbeiten die Teilnehmer mit Unterstützung zweier sog. Karrierescouts der HWK dann ihre persönlichen und Business-Ziele weiter aus, ermitteln ggf. fehlende Qualifikationselemente und entwickeln einen Masterplan für ihren individuellen Weg in die Betriebsnachfolge. Arbeitsgrundlage ist eine von den Kammer-Scouts entwickelte „Roadmap“. Im Jahr 2022 konnten auf diese Weise 620 Beratungen, 27 Workshops sowie 45 Gruppen- und Einzelcoachings durchgeführt werden. Die Teilnehmerzahl der Nachfolgeakademie wurde aufgrund der hohen Nachfrage auf 20 hochgesetzt.

Um den Betriebsbestand zu erhalten oder gar bedarfsgemäß auszubauen, müsse sich die Zahl der Meisterinnen und Meister, die sich beruflich unabhängig machen wollen, allerdings „tendenziell verdoppeln“, betonte Ehlert. Der Handwerkspräsident wies in diesem Zusammenhang auf die im vergangenen Jahr aufgestockte Förderung der Aufstiegsfortbildung (Meister-BAföG) hin. Seither werden Lehrgangs- und Prüfungsgebühren an der Meisterschule mit bis zu 15.000 € gefördert, davon 40 Prozent als Zuschuss, zusätzlich gibt es für die Aufwendungen für Prüfungsstücke bis 2.000 €. Handwerkspräsident Ehlert sprach allerdings die Erwartung aus, dass das Land die derzeit langen Wartezeiten auf Bewilligung und Überweisung der Mittel „zügig“ abbaue.

Eine weitere markante Verbesserung der Meisterförderung greift ab Sommer: „Ab August erhalten Meisterabsolventen vom Land eine Meisterprämie in Höhe von 2.500 Euro,“ informierte Ehlert. „Dann haben wir praktisch Vollfinanzierung der Meisterausbildung – ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichwertigkeit dualer und akademischer Bildungsgänge.“ 

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