Sebastian Fuchs in seinem Büro in Düsseldorf-Bilk
HWK Düsseldorf
Sebastian Fuchs in seinem Büro in Düsseldorf-Bilk

Ein Düsseldorfer Handwerksunternehmer mit einem ganz besonderen EhrenamtSebastian Fuchs: "Fortuna ist das wahre Leben!"

Mit dem Bild eines Fußballfunktionärs verbindet mancher vielleicht den gesetzten älteren Herrn und mächtigen Wirtschaftsboss. Nicht so in Düsseldorf. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf ist 43 Jahre jung, leitet ein mittelständisches Unternehmen und punktet mit sympathisch-bescheidenem Auftreten. Im Büro von Sebastian Fuchs ist seine zweite Leidenschaft unübersehbar präsent: Wer dem Geschäftsführer des gleichnamigen Sanitär- und Heizungsbetriebs im Stadtteil Bilk gegenübersitzt, blickt gleichzeitig auf ein riesiges Bild des Stadioninnern – eigene Bandenwerbung inklusive.

Bevor Fuchs vor drei Jahren für den Aufsichtsrat kandidierte, hatte er die gesamte Sozialisation als Fußball-Fan und Vereinsmitglied durchlaufen, die „dieses unerklärbare Gefühl“ zur Folge hat, mit dem man sich dem Verein verbunden fühlt, ja, sich diesem mit seinem ganzen Wesen verschreibt: seit Kindesbeinen mit dem Vater ins Stadion gegangen, als Teenager in schwierigen Zeiten durchgehalten und spätestens ab 16 als Dauerkarteninhaber den Club aktiv „am Leben gehalten“. Sämtliche Höhenflüge und Tiefpunkte der Mannschaft, von der Fast-Pleite bis zum Aufstieg in die Bundesliga, sind stets abrufbar – und auch die atmosphärischen Beiklänge selbstverständlich noch im Gedächtnis. So erforderte es durchaus Haltung, sich in den Phasen, in denen der Club in der Stadt ein Schattendasein führte, zum Verein zu bekennen.

Parallel zu den einprägsamen Stationen, die mit dem Aufstieg aus der Oberliga bis in die höchste deutsche Spielklasse verbunden waren, wuchs Fuchs immer mehr in das Netzwerk des Vereins hinein. Es begann in der Saison 2003/04 mit dem Sponsorenverein „Fortuna-Partner“ und entwickelte sich bis hin zu den „Handwerkspartnern“, einem Zusammenschluss von Unternehmen aus der Stadt sowie dem Umland – ein inzwischen in der Bundesliga mehrfach kopiertes Beispiel. In der letzten Saison wurden allein 200 VIP-Tickets an die Firmen-Mitglieder verkauft. Eine weitere Erfolgsmarke: Der Handwerksmeister initiierte maßgeblich die Kooperation mit der Handwerkskammer Düsseldorf; gemeinsam engagieren sich Kammer und Verein nun für den Nachwuchs. Das schließt einen Berufserkundungstag für Nachwuchsspieler aus den U 16 bis U 19-Jahrgängen ein, bei dem bis zu 40 junge Kicker sich einen Tag lang intensiv mit der handwerklichen Berufsausbildung vertraut machen können. Ihnen die Duale Ausbildung und die Chancen, die ein zweites berufliches „Standbein“ bedeutet, nahe zu bringen, ist ein grundlegendes Anliegen von Sebastian Fuchs. Denn „bis zu 98 % werden den Sprung in den Profifußball nicht schaffen“, so der Unternehmer. Bei aller Fokussierung auf den Fußball, die gut und notwendig ist, hält er es für essenziell, dass die Vereine hierfür mehr Bewusstsein schaffen.

Mitarbeiter und Auszubildende des Unternehmens mit Chef Sebastian Fuchs im Hof
Sebastian Fuchs

Geschäftsführer Fuchs in der neu gestalteten Badausstellung seines Sanitär- und Heizungsunternehmens
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Sportliche Tugenden

Die Zeiten, in denen Fußballer noch einen „richtigen“ Beruf gelernt haben, sind bekanntermaßen schon lange vorbei. Umso wichtiger ist es, sich über die Nachwuchsarbeit – auch jenseits des Sportplatzes – Gedanken zu machen. So hat die Fortuna nicht nur ein neues Nachwuchsleistungszentrum errichtet, sondern auch ein Programm für junge Spieler, die bereits als Jugendliche von zuhause wegziehen müssen – was häufig vorkommt. Sie können, wenn sie allein in Düsseldorf sind, in Familien unterkommen. Das bundesweit einzigartige Modell der Teilzeitausbildung stößt auch bei anderen Vereinen auf Interesse. Es erfordert allerdings viel Disziplin, als Jugendlicher auf Freizeit zu verzichten und einen eng getakteten Tagesablauf zwischen Arbeit, Berufsschule und Trainingsplatz durchzustehen. Ein Vereinswechsel, selbst bei den Jüngsten schon gang und gäbe, stellt das größte Hindernis für die Umsetzung dar.

Was man im Sport lernt, das war und ist Sebastian Fuchs wichtig (er selbst spielt wie seine beiden Söhne Fußball). Sich engagieren, im Team arbeiten, gewinnen und verlieren. Als Fuchs 2017 vor dem großen Schritt stand, fragte er sich deshalb nicht nur, ob sich ein zeitaufwändiges Ehrenamt mit seiner Firma vereinbaren ließe (wie sich herausstellte, funktioniert es sehr gut). Neben der persönlichen Motivation gab es noch mehr: die Überzeugung, dass einer wie er dem Verein nützlich sein kann. Es sei gut, wenn in solch einem Gremium führende Wirtschaftsvertreter, Rechtsanwälte, ehemalige Fußballprofis repräsentiert seien. "Ich halte es für unerlässlich, dass auch der Mittelstand, mit seiner Vielfältigkeit immer noch Motor der Gesellschaft, vertreten ist", so Fuchs. „Ein Finanzfachmann oder ein Jurist mit ihrem Spezialwissen sind sicher Experten auf ihrem Gebiet – ein mittelständischer Unternehmer muss das alles in Personalunion sein."

"Ich halte es für unerlässlich, dass auch der Mittelstand, mit seiner Vielfältigkeit immer noch Motor der Gesellschaft, vertreten ist."

Wie sieht seine Arbeitswoche als Aufsichtsratsmitglied aus? Im Mittelpunkt steht die enge Abstimmung mit dem Vorsitzenden mindestens drei Mal pro Woche sowie ein wöchentlicher jour fixe mit dem Vorstand. Bestimmende Themen waren in der letzten Saison die Personalentscheidungen, die das Aufsichtsgremium begleitete, und natürlich Corona mit allen Folgen: Saisonverschiebung, Kosten, Sicherheits-Konzepte, Zuschauer. Im Rückblick reihen sich die Entscheidungen im Saisonverlauf wie im Zeitraffer aneinander. Trotz des bitteren Abstiegs sei der Verein recht gut durch die Krise gekommen, bilanziert Fuchs – zufrieden auch darüber, was er an Expertise, Fan-Nähe und Geerdet-Sein mit einbringen konnte. Der Rest sind Telefonate, Telefonate …

Etwas bewegen

Für ihn selbst ist die Aufgabe eine einmalige Chance, im Fußball, seiner Herzenssache, etwas zu bewegen. Und für jeden, dem sich eine solche Chance bietet, – hier leuchten seine Augen noch ein bisschen mehr –„das Beste, was er machen kann.“ Die „extrem spannende und lehrreiche Zeit“, auf deren Fortsetzung er brennt, analysiert er gleichwohl genauso nüchtern wie seine unternehmerische Entwicklung. Selbst die Erzählung, wie er seinen Betrieb „von Null“ aufgebaut hat, mag er eigentlich nicht besonders. Lieber kehrt er zu dem Gedanken zurück, was für ihn der Antrieb seines Engagements ist: in einer Gruppe von Menschen, die aus völlig verschiedenen Strukturen kommen, gemeinsam tragfähige Entscheidungen zu treffen. Das kostet auch Kraft und braucht gute Argumente. Aber im Leben gibt es eben Siege und Niederlagen. Und wenn Fuchs‘ Fazit lautet: „Fortuna ist das wahre Leben“, dann auch deshalb, weil eine „Karriere“ wie seine nach seiner festen Überzeugung nur in diesem Verein möglich war.

Im Betrieb ist auf dem Firmen-T-Shirt des einen oder anderen jungen Mitarbeiters „Bilker Jung“ zu lesen, ebenfalls ein Zeichen, dass man nicht vergisst, wo man herkommt. In seinem Handwerk – er bildet derzeit acht Sanitär- und Heizungsfachleute aus – sieht Fuchs übrigens einen Aufwärtstrend bei der Ausbildung: „Die jungen Leute merken, dass es sich um ein zukunftsträchtigen Beruf handelt, in dem sich Geld verdienen lässt.“ Dieser Wandel kommt nicht von ungefähr, sondern durch die Anstrengungen, das Berufsbild des Installateurs und Heizungsbauers hin zu mehr Kreativität zu verändern – beispielsweise im Bereich „Bad“, der in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebte. Und nicht zuletzt durch ein lebendiges Innungswesen. Es überrascht nicht, dass der Handwerksmeister auch im Vorstand seiner Innung aktiv ist.

Grundsätzlich trennt Sebastian Fuchs die beiden Welten – aber natürlich bekommen Azubis, die bei ihm lernen mit, dass ihr Chef ab und zu medial in Erscheinung tritt. Und es schadet ja nicht, sich anzugucken, was man erreichen kann. Fuchs: „Natürlich ist das Disziplin und harte Arbeit. Aber das Handwerk bietet Möglichkeiten wie nur wenige andere Branchen!“

Kerkmann Frauke HWK Düsseldorf

Frauke Kerkmann

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