Weiterbildung in Frankreich: Tischler-Azubi Sophia mit ihren Kollegen.
HWK Düsseldorf
Geballte Handwerker-Power: Tischler-Azubi Sophia mit ihren "Kollegen".

"Die Weiterbildung in Frankreich war eine sehr gute Erfahrung. Sie hat mich nochmal positiv in meiner Berufswahl gestärkt".Tischler-Azubi Sophia über ihren Auslandsaufenthalt in Frankreich

Ich habe 2018 meine Ausbildung als Tischlerin in der Tischlerei „Franz Rademacher & Sohn GmbH & Co. KG“ in Mönchengladbach begonnen. Im Frühjahr diesen Jahres schlug mein Chef mir vor, an einer Weiterbildung in Frankreich teilzunehmen, die in dieser Art erstmals von der Handwerkskammer Düsseldorf organisiert wurde. Schnell stand für mich fest, mich gemeinsam mit einer weiteren Auszubildenden aus dem Tischlerhandwerk um einen der wenigen Plätze zu bewerben

Die Weiterbildung fand im Juni 2019 mit insgesamt 8 Auszubildenden aus den handwerklichen Bereichen Bäckerei/Konditor, Friseur, KFZ- Mechatronik und Tischlerei statt. An unserem ersten Arbeitstag in Niort wurden wir alle von den Kontaktpersonen aus Frankreich zu unseren Betrieben begleitet. Esther Rademacher, die zweite Auszubildende aus Mönchengladbach, und ich mussten in ein Internat in Parthenay umziehen, da unsere Gastbetriebe eine Stunde außerhalb von Niort lagen. So waren wir in einem Internat untergebracht, in dem die Auszubildenden zur Schule gehen, die im Bereich Metall, Holz und Energie ihre Ausbildung machen. Dadurch war es uns möglich, mehr über ihren Arbeitsalltag zu erfahren. Am Wochenende sind wir dann wieder nach Niort gefahren, um dort mit der Gruppe etwas zu unternehmen. So sind wir zum Beispiel nach La Rochelle gefahren und haben den Freizeitpark Futuroscope besucht.

Weiterbildung in Frankreich - Tischler-Azubi Sophia
HWK-Düsseldorf
Sophia mit ihrem französischen Chef.

Verständigung mit Händen und Füßen

Ich war in meiner Zeit in Frankreich in dem eher kleinen Betrieb „Entreprise Morin“ untergebracht, in dem neben dem Chef 3 Gesellen und 2 Auszubildende beschäftigt waren. Auch die Werkstatt war klein. Für mich war dies am Anfang noch etwas ungewohnt, da in meinem Heimatbetrieb etwa 19 Mitarbeitende tätig sind. Aber nach einer kurzen Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. In den ersten beiden Tagen durfte ich beim Innenausbau eines Firmenwagens helfen. So konnte ich Platten zuschneiden, Kanten brechen, Platten ölen, aber auch Schubkästen mit Fächereinteilung herstellen. Im Laufe des Praktikums bin ich dann auch mit auf Montage gefahren und so auch in direkten Kontakt mit den Kunden gekommen, für die wir beispielsweise Küchenfronten überarbeitet haben.

Am ersten Tag gestaltete sich die Verständigung  etwas schwierig, da ich absolut keine Französisch-Kenntnisse aufweisen konnte und in meinem Gastbetrieb nur mein Chef und ein Geselle Englisch sprechen konnten. Doch mit Unterstützung von Händen und Füßen konnten wir uns trotzdem so verständigen, dass der Andere wusste, was gemeint war.

Andere Arbeitszeiten - gleicher Arbeitsablauf

Als besonders großer Unterschied zum Arbeitsalltag in Deutschland sind mir die anderen Arbeitszeiten aufgefallen. Da es in Frankreich üblich ist ein ausgewogenes Mittagessen zu sich zu nehmen dauert die Mittagspause dort 1,5 Stunden. In dieser Zeit ist der Betrieb meist komplett geschlossen, da alle Mitarbeitende nach Hause fahren. Zudem gibt es in vielen Betrieben nur eine 35-Stunden-Woche. Besonders beeindruckend bei meinem Aufenthalt in Frankreich fand ich, dass man sich trotz sprachlicher Unterschiede durch die handwerklichen Fähigkeiten verständigen kann, da der Ablauf in bestimmten Prozessen stets derselbe ist wie in Deutschland. Zudem empfand ich es als sehr beeindruckend, wie die einzelnen Mitarbeiter in meinem Gastbetrieb das Fehlen der Plattensäge und CNC durch ein großes Geschick an der Kreissäge und ganz besonders an der Oberfräse ausgleichen konnten. 

Ich denke, dass die Weiterbildung in Frankreich eine sehr gute Erfahrung war, da sie mich nochmal positiv in meiner Berufswahl gestärkt hat. Zudem habe ich gelernt, mich trotz sprachlicher Differenzen irgendwie verständigen und so auch organisieren zu können.



Der Aufenthalt wurde finanziell unterstützt vom EU-Programm Erasmus+ und Fördermitteln des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW).